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Flötentöne statt Wassergymnastik

Ehemaliges Schwimmbecken im Jahngymnasium soll zum Musiksaal umgebaut werden

MAZ vom 25.01.2012

RATHENOW - „Das wird ein Schmuckstück“, sagt Barbara Kreft und blickt einen erwartungsvoll an. So recht teilen mag man ihren Enthusiasmus nicht. Die Schulleiterin balanciert auf einem Schutthaufen im Halbparterre des Schulgebäudes. Die Wände sind schmutzig grau und es riecht ein bisschen muffig. „Na, Sie werden sich wundern“, sagt sie.

Beim Anblick der Pläne, später, im lichten Büro der Schulleiterin, schwinden die Zweifel, die einen im Keller beschlichen haben. 140 000 Euro werden in den Umbau des ehemaligen Schwimmbads zu einem Musik- und Mehrzweckraum gesteckt.

Schwimmbad? Ja, die Geschichte des Ortes, an dem schon bald die Schaufeln geschwungen werden, ist einigermaßen kurios. Tatsächlich hat es im Keller der Schule ein Schwimmbecken gegeben. Keine 25-Meter-Bahn freilich, dafür hätte der Platz nicht gereicht. Aber das in den 60er Jahren gebaute Becken war immerhin zehn Meter lang. Groß genug jedenfalls, um Kinder mit dem Wasser vertraut zu machen. „Unzählige Rathenower haben hier schwimmen gelernt“, sagt Barbara Kreft. Noch bis Mitte der 90er Jahre sei das Becken in Betrieb gewesen.

Dann wurde das Wasser abgelassen, für immer. „Wir wussten mit dem Raum nichts anzufangen“, erinnert sich die Schulleiterin. Als Rumpelkammer habe er gedient, eine Zeitlang bauten Eisenbahnfreunde ihre Anlage im leeren Becken auf, aber mehr sei mit dem Loch nicht anzufangen gewesen. Im Sommer 2009 fiel der Entschluss das Becken zuzuschütten – mit den Steinen der alten Sanitäranlagen aus dem Vorraum der Halle. Damals, nach der Demontage der Duschen und Toilette, habe man zum ersten Mal einen Eindruck von den Möglichkeiten erhalten, die der Raum biete, erinnert sich Barbara Kreft.
Rund 150 Quadratmeter groß wird der künftige Musiksaal werden. Eine kleine Bühne wird in die eine Ecke eingepasst, vor der dann rund 70 Zuhörer Platz finden. Auch für die Instrumente, die derzeit im Schulgebäude verteilt sind, wird ausreichend Raum vorhanden sein.

Das Schülercafé nebenan zieht in den kommenden Wochen an einen anderen Ort. Der frei werdende Raum soll ebenfalls für den Musikunterricht genutzt werden. Weil die beiden Räume nebeneinander liegen, wird es künftig möglich sein, dass die Schüler, etwa beim Einstudieren eines Stückes, ohne große Umstände vom Klassenzimmer zum Proben in den größeren Saal umziehen.
Natürlich könne dieser Saal auch für andere Zwecke genutzt werden, sagt Barbara Kreft. Versammlungen, Lesungen, Vorführungen – für all jene Veranstaltungen, die keines allzu großen Rahmens bedürften, sei der Kellerraum ideal.

Rund 100 000 Euro soll der eigentliche Umbau der Räumlichkeiten kosten. Das Geld aus dem städtischen Haushalt müssen die Rathenower Volksvertreter auf der nächsten Stadtverordnetenversammlung freigeben. Die Summe würde dann um 35 000 Euro aus dem Konjunkturpaket 2 der Bundesregierung aufgestockt. Dieses Geld steht für die Einrichtung (Stühle, Bühne, Mobiliar) zur Verfügung.
Sobald die Entscheidung der Stadtverordneten gefallen ist, soll mit dem Umbau begonnen werden. Läuft alles nach Plan, werden die Umbauarbeiten Ende April abgeschlossen. Ins Schwimmen geraten dann im ehemaligen Schulbad höchstens noch jene Schüler, die unvorbereitet auf die Bühne treten. (Von Markus Kniebeler)

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