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Von vier Schülern, deren selbst gedrehter Film auf dem Brandenburgtag ausgezeichnet wurde
MAZ Westhavelländer vom 06.09.2012
RATHENOW - Bis zu jenem Tag in der vergangenen Woche, an dem der rbb anrief, hatte Musiklehrerin Andrea Hoffmann die Sache mit dem Film und dem Wettbewerb schon fast vergessen. Ja klar, sie hatte den Beitrag ihrer Schüler Justine Schammler, Berit Rabe, Tino Scheuschner und Marius Krüger eingereicht zu dem Wettbewerb, der unter dem Motto „Typisch Brandenburg“ stand. Aber seit Wochen hatte sie nichts mehr von der Bewerbung gehört.
Dann rief der rbb an und bat um einen Termin. Man wolle einen kleinen Beitrag zu den Rathenower Schülern anfertigen, ganz allgemein, hieß es. Da schwante Andrea Hoffmann etwas. Also fuhr sie am Sonntag zum Brandenburgtag nach Lübbenau. Und nahm am Abend vor großem Publikum den 1. Preis entgegen. Eine Jury, in der neben einem Redakteur des rbb auch Mitarbeiter der brandenburgischen Staatskanzlei und der Landeszentrale für politische Bildung saßen, hatte den Rathenower Film aus 17 Beiträgen ausgewählt und zum Gewinner gekürt.
Von den Machern, die in diesem Jahr ihr Abitur abgelegt haben, war wegen anderweitiger Verpflichtungen niemand mit in den Spreewald gekommen. Um so größer die Überraschung, als am Abend, nach der Preisverleihung, die ersten Glückwünsche eintrudelten. „Ich wusste gar nicht, was los war“, sagt Berit Rabe. Erst nach einer Recherche im Internet begriff sie, dass der von ihr und ihren drei Mitschülern gedrehte Film gewonnen hatte. Zwei Mädchen – gespielt von Justine Schammler und Berit Rabe – stehen im Mittelpunkt des rund fünfminütigen Streifens. Die eine ist das, was man als Tochter aus gutem Haus bezeichnet. Die andere fällt – rein äußerlich – aus dem Rahmen: Bunte Strümpfe, Monsterbrille – ein schräger Vogel. Und weil sie anders ist als die Masse, hat das wohlerzogene Töchterlein nur ein Naserümpfen übrig für die Außenseiterin. Das ändert sich schlagartig, als ihr die Missachtete das geliebte Kuscheltier zurückerobert, das zwei Ganoven (Tino Scheuschner und Marius Krüger) dem anständigen Mädchen zuvor gestohlen hatten.
Der Film endet, wie der Kinoklassiker Casablanca – mit dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Die Kernbotschaft: Dass man sich nicht von Äußerlichkeiten leiten lassen soll, dass man sich Dingen und Menschen am besten vorurteilsfrei nähert, dass es sich lohnt, unter die Oberfläche zu schauen. Und was ist daran typisch Brandenburg? „Wir haben das doch alle schon einmal erlebt“, sagt Berit Rabe. „Dass man einen Menschen auf den ersten Blick falsch eingeschätzt hat.“ Und je kleiner die Stadt, desto größer die Vorurteile. Dafür gebe es in Brandenburg genügend Beispiele. Aber natürlich könne man das Motto auch weiter fassen – „typisch Mensch, das passt auch.“ Wer das Werk nicht gesehen hat, könnte vermuten, dass es arg pathetisch zugeht, mit Botschaft, erhobenem Zeigefinger und allem, was dazu gehört. Weit gefehlt: Weil die Akteure mit übertriebener Gestik operieren, weil die stumme Handlung mit dramatischer Filmmusik unterlegt ist, weil im guten alten Schulmeisterton verfasste Zwischentitel einmontiert sind („Hochmut kommt vor dem Fall!“) und weil der Streifen einen seltsam gekünstelten Titel trägt („Les jumeaux modificées oder L’animal perluch perdue“) – wegen dieser verfremdenden Mittel bekommt das Ganze einen ironischen Touch. „Wir wollten keinen bierernsten Beitrag abliefern“, sagt Justine Schammler. „Dazu hatten wie viel zu viel Spaß bei der Herstellung des Films.“ Das sah auch die Jury so. Der Film sei von erfrischender Kreativität, er sei rund und stimmig, und er sei ganz anders, als man es von einem Film zu dem Thema erwartet habe. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Der Rathenower Siegerfilm wie die anderen Beiträge zum Filmwettbewerb können im Internet angesehen werden unter landesfest.de/jugendfilmwettbewerb/ (Von Markus Kniebeler)
Der Siegerfilm
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