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Fertig machen zum Wendemanöver!

Über einen Segeltörn der Klasse 8L des Jahngymnasiums in den Niederlanden

Bild: Privat
Bild: Privat

MAZ Westhavelländer vom 05.07.2012

Kräftiger Wind bläst durch unser Haar und die Gischt spritzt uns ins Gesicht. Plötzlich tönt die kräftige Stimme des Skippers Lars Kirsten übers Deck: „Fertig machen zum Wendemanöver!“ Sofort springt der größte Teil unserer Klasse auf und eilt zu den zugewiesenen Posten auf dem Deck. Der Skipper dreht das Steuerrad mit ganzer Kraft herum. Der Bug des 43 Meter langen Zweimasters „Samenwerking“ (deutsch: „Zusammenarbeit“) dreht sich langsam in die neue Richtung; der Rumpf, der sich eben noch nach Backbord neigte, kippt zur anderen Seite, genauso wie der Großbaum, der erst langsam, dann kraftvoll schlagend seine neue Position einnimmt. Jetzt muss es schnell gehen. Wird das Schwert auf der Steuerbordseite blitzschnell heruntergelassen, muss es gegenüber mühsam hochgekurbelt werden; Fockschot und Backstag, die die Segel in Position halten, müssen erst gelöst und dann wieder angezogen werden. Kraftvoll drückt der Wind mit Stärke 5 in die Segel und treibt das Schiff vorwärts, während die Gischt über den Bug einen Schauer über die Seeleute am Focksegel niedergehen lässt.

Die „Seeleute“ – das sind wir, die Klasse 8 l des Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasiums Rathenow, die – begleitet von unseren Lehrern Ines König und Uwe Hoffmann – zu einem Segeltörn durch das IJsselmeer und das Wattenmeer der Niederlande aufgebrochen sind. Von dem malerischen Ort Stavoren führt uns unsere Reise über Makkum in die Wattensee zu den westfriesischen Inseln Vlieland und Terschelling. Als Quartier dient uns unser Schiff, dessen niederländischer Name auch das Motto für unsere Reise ist.

Nicht nur beim Segeln ist Teamwork gefragt, sondern genauso beim Kochen sowie Eindecken, Abräumen und Abwaschen des Geschirrs. An Bord wird gegessen, geschlafen, abends und oft schon am Tage gesungen, gequatscht und es werden Gesellschaftsspiele gespielt. Natürlich gehören Landgänge, zum Beispiel in die schöne Stadt West-Terschelling mit ihrem großen Hafen und den vielen kleinen Läden, sowie eine Radtour an den Nordseestrand und ein Fußballabend auch zur Klassenfahrt. Oft dürfen wir die Inseln und Städte in kleinen Gruppen erkunden und finden viele interessante Schätze. Dabei fällt uns die Gastfreundschaft und Offenheit der Niederländer besonders auf. Viele von ihnen können perfekt deutsch und der ein oder andere Einheimische schmunzelt wohl, wenn er das ein oder andere Gespräch zwischen uns Touristen mitbekommt.

Auch Guus, unser Maat, spricht mit uns in unserer Muttersprache. Wir dagegen haben einige Schwierigkeiten die Segelsprache zu erlernen; sehr viele Begriffe, die für die Seefahrt nötig sind, sollen wir in kürzester Zeit können. Trotz der manchmal anstrengenden Aufgaben, die wir an Deck verrichten, sind uns das Segelschiff, die See, die zwei Schiffshunde und natürlich Lars und Guus ans Herz gewachsen und der Abschied fällt allen schwer. Mit einem letzten Blick aufs Meer steigen wir in den Bus. Doch die neunstündige Fahrt ist nicht von Trübsinn belastet, denn wir haben ja die zahlreichen schönen Momente in Erinnerung – und außerdem hat Herr Hoffmann einige Stunden Filmmaterial auf seiner Kamera.

Fiona Wünsch und Anke Hilger, Klasse 8 l, Jahngymnasium Rathenow

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