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Vier Tage in der Weltregierung

Jahngymnasiasten begeistert von Simulation einer UNO-Vollversammlung

Quelle: Markus Kniebeler
Die Jahngymnasiasten Marvin Thiele, Maja-Felicia Kristan, Nhu Mo Dang und Lilian-June Genzel (v. li.) nahmen an der UN-Versammlung teil. Betreut wurden sie von Englischlehrerin Silke Kluth (re.). Quelle: Markus Kniebeler

MAZ Havelland vom 29.11.2013

Wie mag es sich anfühlen, an einer Konferenz der Vereinten Nationen teilzunehmen? Mit Vertretern aus allen Teilen der Welt an einem Tisch zu sitzen, um weltpolitisch relevante Fragen zu diskutieren? Vier Schüler des Jahn-Gymnasiums haben in Berlin an einer Simulation einer UN-Generalversammlung teilgenommen.

Rathenow. Auch Lilian-June Genzel, Maja Felicia Kristan, Nhu Mo Dang und Marvin Thiele werden aller Voraussicht nach in ihrem späteren Leben nicht in den Genuss kommen, als Diplomaten im Nationenbund mitzuwirken. Aber eine Ahnung, wie es sich anfühlt, Teil der Weltregierung zu sein, haben sie schon. Ende November nahmen die vier Jahngymnasiasten an einem Projekt namens Bermun teil. Die sechs Buchstaben stehen für "Berlin Model United Nations". Dabei handelt es sich, vereinfacht gesagt, um eine Simulation für Schüler. Diese, rund 700 an der Zahl, kommen seit 22 Jahren für vier Tage in der Berliner John F. Kennedy Schule zusammen, um eine UN-Generalversammlung nachzuahmen.

Das Besondere: Die gesamte Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Das heißt, die Teilnehmer sollten in der Lage sein, komplexe politische Sachverhalte - denn um die geht es schließlich bei den Vereinten Nationen - in englische Worte zu fassen.

Das können die vier Jahnschüler: Maja-Felicia und Lilian-June nehmen das bilinguale Unterrichtsangebot des Jahngymnasiums wahr. Das heißt, sie haben seit der 7. Klasse mehr Unterrichtsstunden im Fach Englisch als die meisten Schüler. Marvin und Nhu Mo sind im Seminarkurs Englisch für die 11. und 12. Klasse und beherrschen wegen der intensiven Schulung die Sprache besser als viele andere.

Dennoch war der Respekt gewaltig, als die vier den Campus der John F. Kennedy Schule betraten. Denn an dem Bermun Projekt nehmen Schüler aus 24 verschiedenen Nationen teil - viele von ihnen werden in ihren Heimatländern an englischsprachigen Schulen unterrichtet.

Anfangs sei sie sehr aufgeregt gewesen, berichtet Lilian-June. "So ganz allein zwischen Fremden, die vermutlich besser englisch sprechen als ich." Aber die Nervosität habe sich schnell gelegt. Alle waren offen und nett und haben einen ermuntert, sich an den Debatten zu beteiligen."

Die vier Rathenower Schüler, das war vorher per Los festgelegt worden, vertraten in Berlin das Land Vietnam. Das heißt, sie mussten sich vor der Versammlung im Unterricht über die fernöstliche Nation informieren. Politisches System, Kultur, Lebensalltag - über all das haben sie sich im Rathenower Unterricht kundig gemacht. In Berlin dann wurden sie verschiedenen Komitees zugeordnet, in denen - wie bei den Vereinten Nationen - über ausgewählte Themen debattiert wurde. Maja etwa saß im Umweltkomitee, in dem über die Genmanipulation von Nahrungsmitteln verhandelt wurde. Marvin brachte die Stimme Vietnams im Abrüstungsausschuss zu Gehör. Und Lilian war Teil der Arbeitsgruppe "Menschenrechte".

Wenn die vier von den Tagen in Berlin erzählen, dann geraten sie ins Schwärmen. So viele Eindrücke, so viele Begegnungen, so viele Gespräche. "Wann hat man schon mal die Möglichkeit, sich mit einem Gleichaltrigen aus New York zu unterhalten?", sagt Marvin. Und Nhu Mo erzählt, dass sie seit der Konferenz in Kontakt zu Schülern aus der Schweiz und Los Angeles steht.

Silke Kluth, verantwortliche Englischlehrerin am Jahngymnasium, sagt, dass genau dies erreicht werden sollte. "Wir wollen nicht nur, dass unsere Schüler ihr Englisch trainieren", sagt sie. "Wir wollen ihnen vor allem auch den Blick über den Tellerrand ermöglichen und ihr Verständnis für globale Zusammenhänge wecken."

Wer nun denkt, beim Bermun-Projekt handele es sich um eine knochentrockene Lernveranstaltung, der irrt. Denn neben Debatten über Gen-Technik und Abrüstung, über Menschenrechte und Sicherheitsfragen, war noch genug Raum für Plaudereien über Gott und die Welt. "Es hat einfach einen Riesenspaß gemacht", sagt Nhu Mo, und alle pflichten ihr bei. Genauso ist es im Grußwort zur Konferenz formuliert. "Bermun ist ein Ort des Lernens", steht darin. "Eine Quelle der persönlichen und intellektuellen Entwicklung. Vor allem aber ist Bermun ein großes Vergnügen."

Von Markus Kniebeler

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