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Anne Frank war ein ganz normales Mädchen

Zu einem Workshop der Freien Bühne Scheselong am Rathenower Jahngymnasium

Beim Workshop der Freien Bühne Scheselong
Beim Workshop der Freien Bühne Scheselong

MAZ Westhavelländer vom 03.01.2013

Die Freie Bühne Scheselong aus Berlin ermöglichte uns Schülerinnen und Schülern der Klasse 7L des Jahngymnasiums mit einem Projekt Einblicke in das Leben im Versteck und in die Gefühlswelt des jungen Mädchens Anne Frank, die trotz der Umstände dieser dunklen Ära deutscher Geschichte voller Wünsche, Träume und Ziele steckte. Wir sahen uns eine interessante szenische Collage mit Texten aus dem Tagebuch der Anne Frank an und durften vorab an einem Workshop teilnehmen. Dabei diskutierten wir mit den drei Schauspielern über die Themen Rechtsextremismus, Ausländer und Vorurteile. Alle zeigten sich sehr interessiert und äußerten ihre Meinung.

Es wurde zur Überraschung vieler erklärt, dass Ausländer, die hier arbeiten, mehr einbringen, als der Staat für sie aufbringt. Die Menschen, die Ausländern feindlich gegenüber stehen, behaupten nämlich genau das Gegenteil und schüren damit Vorurteile. Genau diese Vorurteile waren Gegenstand der offenen Diskussionsrunde im Anschluss an die Theatervorstellung. Schlussendlich waren wir uns alle einig: „Wir haben nichts gegen Ausländer oder andere Religionen und finden, dass jeder Mensch einzigartig ist, ob in seiner Art, seiner Religion, seinem Aussehen und seinem Wesen und das ist auch gut so“, so Lena Ehrenreich, unsere Klassensprecherin.

Uns wurden auch die verbotenen Symbole der Nazis und ihre Bedeutungen gezeigt und erklärt. In Vorbereitung auf das Theaterstück bildeten wir Gruppen, die den Schauspielern bei den Bühnenvorbereitungen tatkräftig zur Hand gingen. Da wurden Stühle aufgereiht, die Bühne mit Requisiten ausgestattet und das Versteck für Anne Frank aufgebaut. Eine Mädchengruppe bastelte eine Collage mit Familienfotos, die als Zimmerwand diente. Das Theaterstück hinterließ Entsetzen darüber, unter welchen unwürdigen Bedingungen das Mädchen Anne Frank, die kaum älter war als wir, mit ihrer Familie über zwei Jahre leben musste. Nicht weniger schockierend war, dass damals Menschen wegen ihrer Religion gefangen genommen, in Konzentrationslager gebracht und vielfach später sogar umgebracht wurden. Von einem Mädchen, das weiß, was es will, zu einem hoffnungslosen und abgemagerten Häufchen Elend.

Nachdem der Tod Anne Franks und ihrer Familie verkündet wurde, tauschten wir unsere Befindlichkeiten und Eindrücke in einer Gesprächsrunde mit den Schauspielern aus. Uns gefiel das Stück, doch wir waren geschockt von Annes Leben. Als die Schauspieler die Rückmeldungen von uns dankbar annahmen und sich verabschiedeten, ging ein interessanter Tag zu Ende. Eine Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin begleitete das Theaterstück und trug dazu bei, Fragen zu beantworten. Dieser etwas andere Unterrichtstag war gefüllt mit neuen Informationen zum dunklen Kapitel deutscher Geschichte, mit einem interessanten Meinungsaustausch und einem authentischen Blick in die Bühnenwelt.

Lena Ehrenreich, Jan Wittstock, Aaron Huyoff, Jan-Eric Hellenberg, Klasse 7L, Jahngymnasium Rathenow

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