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Welche Schokolade macht wirklich glücklich?

Projekttag in der Klasse 9b des Jahngymnasiums über Kinderarbeit auf Kakaoplantagen und den fairen Handel

Foto: mol
Raimund, Felix und Maja (v.l.) ist anzusehen, dass fair gehandelte Schokolade auch glücklicher macht. Foto: mol

MAZ Westhavelländer vom 15.04.2013

RATHENOW - Schokolade macht glücklich. Das liegt am Serotonin im Kakao. Im Gehirn wirkt Serotonin als Botenstoff. Auch die stimmungsaufhellende Aminosäure Tryptophan kommt im Kakao vor. Aber die Kakaobauern in Lateinamerika, West-Afrika und Asien macht Schokolade nicht glücklich. Das liegt an den niedrigen Weltmarktpreisen, zu denen die Händler, von denen die kleinen Bauern abhängig sind, die Kakaoernte in den Erzeugerländern aufkaufen.

Eine Tafel Schokolade kostet bei uns im Discounter weniger als 50 Cent. Dies führt zu billiger Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen. Nach Schätzungen von Unicef werden in der Elfenbeinküste mehr als 200 000 Kinder zur Arbeit auf den Plantagen gezwungen. Mehr als 80 Prozent der weltweiten Kakaoernte stammt aus dem westafrikanischen Staat. Die Kinderarbeit geschieht illegal. Denn 2001 unterzeichneten die großen Kakao- und Schokoladenproduzenten das Harkin-Angel-Abkommen, in dem unter anderem Kinderarbeit geächtet wird.

Leoward Cabangbang, geboren auf den Philippinen, arbeitete am Freitag vier Stunden mit den Schülern der Klasse 9b des Jahngymnasiums unter dem Motto „Welche Schokolade macht glücklich?“ zum Thema Kinderarbeit auf Kakaoplantagen. Der entwicklungspolitische Referent arbeitet für den gemeinnützigen Verein Carpus. Der Cottbusser Verein führt seit 1991 Entwicklungsprojekte auf den Philippinen durch. Im Land Brandenburg geht er als freier Bildungsträger in die Schulen und gibt seine Erfahrungen in der Form des globalen Lernens weiter.

Das Projekt wurde gemeinschaftlich von den Lehrerinnen Dorothea Kotowski (Bio) und Silke Kluth (Englisch) organisiert. Die 9b hat bilingualen Unterricht im Fach Geografie. In einer Filmdokumentation wurde den Schülern nahe gebracht, unter welchen schlechten Bedingungen die Kinder auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste den Kakao ernten müssen. In einem Rollenspiel ging es im Anschluss darum, als Farmer, Vermittler, Aufkäufer und Banker den Weg des Kakaos von der Plantage bis in den Supermarkt zu verfolgen. Die Vertragsverhandlungen auf Englisch waren dabei nicht immer einfach. Die Aufkäufer/Exporteure hatten zum Schluss 20 000 Pesos Gewinn gemacht und die Farmer 400 Pesos Verlust. „Grundsätzlich ist dies auch so in der Realität“, so Leoward Cabangbang. „Für ein Stück Schokolade für uns bezahlen die Bauern mit Blut“, so Schüler Felix. In der Diskussion wurde herausgearbeitet, wie man als Endverbraucher im Supermarkt die Arbeitsbedingungen in den Erzeugerländern beeinflussen kann. Produkte mit dem Transfair-Siegel garantieren den Bauen einen Aufkaufspreis für ihre Ernte, der höher ist als der aktuelle Weltmarktpreis. Ebenso werden bestimmte soziale, Umwelt- und Arbeitsschutzbedingungen für die Genossenschaften zugesichert. Bei der abschließenden Verkostung der fair gehandelten Schokolade sah man den Gesichtern der Schüler an: Diese Schokolade macht auf jeden Fall glücklich.

„Die Schüler des bilingualen Unterrichts haben im Schuljahr immer Höhepunkte“, so Englischlehrerin Kluth. Im Februar war die 9b an der Berliner Kennedy-Schule. „Walter Peterson, ehemaliger Lehrer der Kennedy-Schule, wohnt jetzt in Strodehne und nahm Kontakt zu uns auf. Im November werden fünf Schüler der Klasse am Bermun-Projekt in Berlin teilnehmen. Hier diskutieren sie mit weiteren Schülern aus Europa in Form einer UN-Versammlung zu einem bestimmten Thema.“ (Von Uwe Hoffmann)

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