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In Mathe eine Niete, auf der Bühne ein Star

Kellerkinder widmen sich dem Thema "Sucht"

Quelle: Christin Schmidt
Auch das Bühnenbild haben die Rathenower Kellerkinder selbst gestaltet. Quelle: Christin Schmidt

MAZ Westhavelländer vom 17.06.2013

50 Zehntklässler haben sich mit den Themen Alkoholismus, Drogensucht, Esstörungen und Mobbing beschäftigt. Das Theaterstück, das dabei entstanden ist, feiert nächste Woche Premiere.

Rathenow. Theaterarbeit ist weit mehr als bloßes Schauspielern. Dass weiß Ute Arndt, Lehrerin am Jahngymnasium, nur allzu gut. Vor 15 Jahren gründete sie die Theatergruppe Kellerkinder am Rathenower Duncker Gymnasium. Der Name leitet sich natürlich von den Räumlichkeiten ab, in denen die Gruppe arbeitete. Als die beiden Rathenower Gymnasien 2007 zusammengelegt wurden und Ute Arndt den Arbeitsplatz wechseln musste, zogen auch die Kellerkinder um. Die Lehrerin schuf ihnen ein neues Zuhause – natürlich wieder im Keller. Mittlerweile gibt es rund 70 Kellerkinder, die ihre Leidenschaft für Theater im Unterricht entdecken können. Dabei geht es für die Schüler aber nicht in erster Linie darum, Schauspieler zu werden, so Arndt.

„Die Theaterarbeit ist eine wunderbare Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit zu entdecken und soziale Kompetenzen zu entwickeln“, erklärt die Pädagogin, die außerdem Deutsch und Ler unterrichtet. Viele Schüler, die sonst eher schüchtern sind und sich im Hintergrund halten, würden in der Theaterarbeit förmlich aufblühen. „Denn wer in Mathe eine Niete ist, hat mit Sicherheit woanders seine Stärken“, ist sich Ute Arndt sicher.

Viel Zeit verbringt sie in den Theaterräumen. Ihr Tag beginnt bereits um 6.30 Uhr. Dann schließt sie die Tür auf, beginnt mit den Unterrichtsvorbereitungen oder plant neue Stücke. Zu tun gibt es immer etwas, Kulissen und Requisiten basteln, die nächste Inszenierung planen. Zurzeit arbeitet Ute Arndt mit rund 50 Zehntklässlern an einem Stück, das nächste Woche Premiere hat. Üblicherweise dürfen sich ihre Schüler selbst aussuchen, was sie spielen möchten, schließlich will sie ihnen nichts vorsetzen, sondern die Kreativität der jungen Menschen fördern. Dieses Mal entschieden sich die Mädchen und Jungen für das Thema Süchte.

Nach intensiver Recherche auf den unterschiedlichsten Gebieten – von Alkoholabhängigkeit, Drogenmissbrauch, Essstörungen, Borderline-Syndrom und Internetsucht bis hin zu Mobbing – begannen die Mädchen und Jungen verschiedene Ideen für Szenen zu entwickeln. Diese wurden dann zu einer Collage verknüpft. Nur eine Doppelstunde pro Woche, mehr Zeit hatten die Schüler nicht, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, die Szenen zu erarbeiten und schließlich zu proben. Auch das Bühnenbild haben sie komplett selbst gestaltet. Im Februar hatten sie mit der Arbeit begonnen, am Dienstag, den 11. Juni wird das Ergebnis präsentiert. „Wir wollen mit diesem Stück keinesfalls den drohenden pädagogischen Zeigefinger heben, sondern das Publikum auf diese Problematiken aufmerksam machen“, sagt Ute Arndt. Das Publikum, das sind in diesem Fall in erster Linie Schüler der Schule für Sozialwesen der Arbeiterwohlfahrt in Premnitz, aber auch alle anderen sind eingeladen.

Am Montagmorgen wird noch einmal geprobt, bevor dann am Dienstag um 8.30 Uhr die erste Aufführung beginnt. Die Zuschauer dürfen auf die Arbeit der Schüler zum Thema Mobbing gespannt sein. Um 10 Uhr gibt es dann die Aufführung „Süchte“ zu sehen. Neben Monologen und Videosequenzen arbeiten die Schüler auch mit einer Projektionsfläche.

Es wird eine besonders kreative Inszenierung , mit einem theatralischen Knüller, verspricht Ute Arndt. Ihr gefällt sie so gut, dass Teile des Stückes auch in die Abschlussaufführung der Zwölftklässler im kommenden Schuljahr einfließen werden. Zur Vorstellung am Dienstag sind Gäste wie immer herzlich willkommen. Die nächsten Stücke, auf die sich Theaterfreunde freuen dürfen, sind „Der kleine Prinz“, „Der Geizige“ und „8 Frauen“.

Übrigens ist das Jahngymnasium eine der wenigen Schulen, die das Unterrichtsfach Darstellendes Spiel anbietet. Geht es nach dem Willen Ute Arndts, sollten davon künftig noch mehr Schüler profitieren. Sie würde sich eine schulübergreifende Zusammenarbeit in Rathenow wünschen. Dass das funktionieren kann, haben die Musikschulen bereits bewiesen.(Von Christin Schmidt)

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