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Neuland fürs Museum

Schüler des Jahngymnasiums zeigen ab 15. Juni auf Burg Ziesar eine Ausstellung über den großen Slawenaufstand von 983

MAZ Westhavelländer vom 30.05.2013

RATHENOW/ZIESAR - Niemals zuvor haben Schüler aus dem Westhavelland eine Ausstellung für ein richtiges Museum gemacht. Und niemals zuvor hat das Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters auf der Burg Ziesar eine Ausstellung gezeigt, die von Schülern stammt. Am Sonnabend, dem 15. Juni, werden diese beiden Nicht-Traditionen nun durchbrochen. Dann wird um 13 Uhr auf Burg Ziesar die Sonderausstellung „Heiden griffen zu den Waffen“ über den großen Slawenaufstand von 983 eröffnet, die 20 Mädchen und Jungen des Seminarkurses Geschichte der 11. Klassen des Jahngymnasiums Rathenow geschaffen haben. Bildungsministerin Martina Münch hat ihr Erscheinen ankündigen lassen – genug Lampenfieberpotenzial für Schüler, Lehrer und Museumsleute ist also vorhanden.

Erstmals gibt es in diesem Schuljahr an den Gymnasien neuartige Seminarkurse, in denen Schüler der 11. Klassen gezielt berufsorientiert arbeiten sollen. Udo Geiseler, Lehrer im Jahngymnasium, legte einen Geschichtskurs auf und wählte für sich und die Schüler eine anspruchsvolle Mission: eine Ausstellung fürs Museum. Es war ihm gelungen, Clemens Bergstedt, den Leiter des Burgmuseums Ziesar, für dieses ungewöhnliche Projekt zu begeistern. Förderlich war dafür sicher, dass sich die beiden schon aus Studienzeiten kennen. Sie entwarfen einen genauen Plan für den Fortgang des Projektes, und los ging es. Einmal die Woche kam der Kurs für 90 Minuten zusammen. Es ging zunächst um Grundlagen wie den Umgang mit historischen Quellen. In diesem Fall musste auf das 10. Jahrhundert zurückgegriffen werden und immerhin hatte ein Historiker eben jenen Slawenaufstand als „Schicksalswende in der Geschichte Mitteleuropas“ bezeichnet.

Auch gestalterische Fragen wurden besprochen, wie das Verwenden von Sichtachsen oder Präsentieren von Exponaten. Mehrfach kam Clemens Bergstedt ins Gymnasium. Es gab auch einen Workshop auf Burg Ziesar und eine Exkursion zur Ausstellung über Otto den Großen in Magdeburg. Lehrer und Museumsleiter legten aber immer Wert darauf, dass die Schüler selbst über die konkrete Gestaltung entscheiden. „Wir haben versucht, einen Mittelweg zu finden“, sagt Udo Geiseler. Die Fachwelt solle mit der Ausstellung leben können und die Schüler sollten sich darin wiederfinden. Am Montag kamen nun sogar zwei Studenten der Martin-Luther-Universität Halle ins Gymnasium, die Mittelalterspezialisten sind. Sie brachten Kostüme mit, um zwei Mädchen und zwei Jungs für die Ausstellungseröffnung so zu kleiden, wie es 983 üblich war.

Die Schülerin Sarah Erdmann, auch Pressesprecherin des Kurses, wird die Eröffnung moderieren. Sie sagt: „Die Ausstellung ist nach unseren Vorstellungen gestaltet worden.“ Zum Beispiel hätten Lehrer und Museumsleiter die Meinung vertreten, über die Lebensweise damals müsse nicht berichtet werden. Doch hatten die Kursteilnehmer etwas darüber aufnehmen wollen, und so sei es dann geschehen. Ein Hingucker wird sicher das Modell der sagenumwobenen slawischen Kultstätte Rethra sein. In einem anderen Geschichtskurs von Udo Geiseler haben es Schüler der 9. Klassen des Gymnasiums gebaut.

Museumsleiter Clemens Bergstedt hat gestern gern zugegeben, dass ihm am Anfang des Projektes gar nicht so wohl zumute war. Keiner konnte wissen, in welcher Qualität die Schüler die absolut neuartige Aufgabe erledigen. Nunmehr hat er festgestellt: „Die Ergebnisse sind wirklich beachtlich.“ Eine schöne Ausstellung sei entstanden. Die Texte seien im Druck und am 10. Juni beginne der Aufbau. Es sei eine moderne Erzählweise gewählt worden und es gebe interessante Sichtachsen. „Ich freue mich schon auf die Eröffnung“, bekannte Clemens Bergstedt und teilte mit: Der Leiter eines Heimatmuseums in Perleberg habe bereits angefragt, ob er im November die Präsentation haben könne. (Von Bernd Geske)

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