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Im Museum greifen die Slawen wieder zu Waffen

Rathenower Gymnasiasten erarbeiten im Unterricht Sonderausstellung zum Slawenaufstand 983 für Burg Ziesar

Foto: M. Langner
In Slawen-Kostümen traten die Schüler auf. Foto: M. Langner
Foto: M. Langner
Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch nahm sich für ihren Rundgang Zeit. Foto: M. Langner

Volksstimme Genthin vom 19.06.2013

Ein komplettes Schuljahr haben sich Elftklässler des Rathenower Gymnasiums in ihrem Seminarkurs Geschichte mit dem Slawenaufstand 983 beschäftigt. Ihre Ergebnisse sind in einer Sonderausstellung auf der Bischofsresidenz Ziesar zu sehen.

Ziesar - Die Lust an Geschichte haben die 20 jungen Frauen und Männer des Ludwig-Jahn-Gymnasiums Rathenow nach zehn Monaten intensiver Beschäftigung mit dem Slawenaufstand 983 nicht verloren. Das versicherte Sarah Engelmann, AG Öffentlichkeitsarbeit des Vorbereitungsteams, noch kurz vor der Ausstellungseröffnung am Wochenende auf der Bischofsresidenz Burg Ziesar. "Aber die Aufregung ist jetzt sehr groß." Kein Wunder, denn zur Eröffnung hatte auch Martina Münch, Brandenburgs Bildungsministerin, ihr Kommen zugesagt.

Im Land Brandenburg gibt es Seminarkurse zur Studien- und Berufsorientierung. Am Rathenower Gymnasium beschäftigten sich die 20 Schüler des Seminarkurses Geschichte mit dem Slawenaufstand 983. Unterstützt wurden die jungen Frauen und Männer von ihrem Geschichtslehrer Udo Geiseler und von Dr. Clemens Bergstedt von der Bischofsresidenz Burg Ziesar sowie von Geschichtsstudenten.

"Wir haben in den zehn Monaten sehr viel gelernt: Wie man mit alten Texten umgeht, wie Quellenanalyse funktioniert und wie man dazu Zusammenfassungen schreibt", sagte Sarah Engelmann. Zusätzlich zum Seminarkurs hatten die Schüler auch normalen Geschichtsunterricht.

"Heiden griffen zu den Waffen" lautet der Titel der Sonderausstellung. Zur Eröffnung waren einige Schüler wie Slawen und Sachsen gekleidet und erklärten ihre Trachten und Waffen.

Slawische und sächsische Krieger stehen sich in der Sonderausstellung auch direkt gegenüber, wenn eine Trennwand weggedacht wird. Die Sichtachsen leiten den Blick zum einen auf das Kreuz der Christen und zum anderen auf eine Darstellung des Hauptgottes der Slawen, Triglav. Zudem ist ein Modell der slawischen Burg Brandenburg und slawischer Schmuck zu sehen.

Martina Münch war die erste Besucherin der Sonderausstellung und ließ sich von jedem Schüler sein Ausstellungsobjekt beschreiben. Die fachlich anerkannten Leistungen der Elftklässler wertete sie als einen Erfolg der Einführung von Seminarkursen. Gerade diese ermöglichten den Schülern einen Perspektivwechsel. Sie haben andere Einstellungen und Vorstellungen kennengelernt und dabei so "gründlich gearbeitet, wie das unter Geschichtsforschern üblich ist". Zugleich haben die Schüler mit der Ausstellungsgestaltung und der Öffentlichkeitsarbeit zwei weitere Berufsfelder kennengelernt. "Ausdauer, genaues Arbeiten, Flexibilität, Kompromissbereitschaft und Engagement sind Eigenschaften, die Sie Ihr ganzes Berufsleben brauchen", sagte die Bildungsministerin.

Sie nahm sich für den Rundgang Zeit. Luisa erklärte ihr das Modell der slawischen Kultstätte Rethra, das von Schülern der 9. Klasse des Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasiums nach Anleitung der Elftklässler angefertigt wurde. "Es ist eine Annäherung an die Konstruktion", sagte Geschichtslehrer Udo Geiseler. In der Wissenschaft werden 40 Standorte der Kultstätte, die 1067/68 zerstört wurde, vermutet. Um sich für einen Standort zu entscheiden, hätten die Schüler Google Maps zur Hilfe genommen und die ihrer Auffassung nach wahrscheinlichste Lage der Kultstätte ausgesucht, schilderte Udo Geiseler.

Die Sonderausstellung "Heiden griffen zu den Waffen" ist bis zum 31. Oktober täglich außer montags zwischen 10 und 18 Uhr auf der Bischofsresidenz Burg Ziesar zu besichtigen.

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