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Stadtgeschichtliches Lexikon in Arbeit / Weitere Autoren und Sponsoren sehr willkommen
Brawo vom 21.02.2014
Rathenow (MOZ) (rez) Wo Beruf und Berfung eine Einheit bilden, wird Arbeit zum besonderen Vergnügen. Udo Geiseler, am Montag mit dem Brandenburgischen Lehrerpreis geehrt, hat sichtlich Freude im Job am Rathenower Jahngymnasium. Dort ist er als Deutsch- und Geschichtslehrer tätig. Die 8a ist seine Klasse, in der er Deutsch unterrichtet. "Aber Geschichte ist mein Hauptfach", erklärt er schmunzelnd.
Alle Schüler von den 7. bis zu den 12. Klassen, das sind derzeit rund 240, erfahren durch Geiseler, wie sich die Entwicklung von den ersten Zivilisationen bis zum 20. Jahrhundert vollzog. Auf www.moz.de kommentierte eine ehemalige Schülerin die Lehrerpreisvergabe mit folgenden Worten: "Ein, wie ich finde, sehr verdienter Preis für den Herrn Geiseler! Mir hat der Unterricht immer sehr großen Spaß bereitet, und ich glaube, dass er auch ein bisschen die Schuld daran trägt, dass ich nun ebenfalls Geschichte und Deutsch studiere", so die 22-jährige Marie Pawolleck, die an der Universität in Jena eingeschrieben ist.
Geiseler beschreibt sein Credo so: "Ich sage zu den Schülern, Ihr müsst nicht auswendig lernen, Ihr müsst damit umgehen können. Ihr müsst Parallelen ziehen, dann wird Geschichte erlebbar." Der Geschichtsunterricht bei Geiseler beschränkt sich dabei nicht auf Lektionen in geschlossenen Räumen. In einem berufsorientierten Seminarkurs, den 20 Schüler angewählt hatten, erarbeitete man in Kooperation mit der Bischofsresidenz Burg Ziesar eine Ausstellung zum großen Slawenaufstand des Jahres 983. Titel: "Heiden griffen zu den Waffen". Die Schau war von Juni bis Oktober 2013 zu sehen. Allerdings kam das Projekt nicht von ungefähr zustande. Bischofsresidenz-Kurator Dr. Clemens Bergstädt ist nicht nur Historiker, sondern auch Geiselers bester Freund. Beide studierten einst an der Universität in Potsdam und seien "von Professor Helmut Assing geprägt", so der Lehrer, der allen seinen Schülern nahe legt, auf Lehramt zu studieren, weil finanziell einträgliche Posten wie Museumschefs äußerst selten sind.
Inzwischen arbeitet er wieder mit Schülern an einem ehrgeizigen Projekt, diesmal im Zusammenwirken mit dem Förderverein Heimatmuseum der Stadt. Zwischen ihm und der Schule besteht ein Kooperationsvertrag. Zur 800-Jahrfeier Rathenows (2016), so ist es der gemeinsame Plan, will man ein stadthistorisches Lexikon in den Buchhandel bringen. Ein solches kam bereits 2007 in Brandenburg an der Havel heraus, wo Geiseler wohnt und auch Vorsitzender des Historischen Vereins ist.
Für die Rathenower Ausgabe ist mit mehr als 400 Stichwörtern zu rechnen. Etwa 100 Autoren, davon rund 50 Prozent Schüler des Jahngymnasiums, werden sich mit Beiträgen beteiligen. Natürlich übernehmen auch der Fördervereinsvorsitzende Dr. Peter Dietze und sein Vorstandskollege Wolfram Bleis einige Stichwörter.
Beide führen übrigens ihr Geschichtsinteresse auf das besondere Engagement ihrer damaligen Lehrer zurück. Bleis nennt Frau Kolb an der Scholl-Schule, Dietzes Interesse erwuchs bei Horst Horn an der EOS Karl Marx. Der frühere EOS-Schüler promovierte in Geschichte und wurde später Direktor dieser Erweiterten Oberschule. Am Mittwoch gastiert Dietze im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, um für das Lexikon zur Freimaurerei in Rathenow zu recherchieren.
Wolfram Bleis wurde Architekt und leitete von 1982 bis 1990 die Interessengemeinschaft Denkmalpflege inDie Rettung mittelalterlicher Stadtmauerreste ist seiner damaligen Standhaftigkeit im Angesicht einer heran rollenden Planierraupe zu verdanken. Sein bestimmendes Thema ist Bauforschung geworden, was sich mit der Tätigkeit als Architekt bestens ergänzt und was im Stadtlexikon seinen Niederschlag finden wird.
Wie die drei Protagonisten Geiseler, Dietze und Bleis berichten, seien sie während des 2012 gestarteten Projekts auf Ideen und Zuarbeiten vieler weiterer Geschichtsfreunde angewiesen, zu denen unter anderem Dr. Bettina Götze zählt. Die Geschäftsführerin des Kulturzentrums Rathenow ist auch Leiterin des Optikindustriemuseums am Märkischen Platz. 1994 war sie Leiterin des hiesigen Kreismuseums geworden. In diesem Jahr steht ihr 30-jähriges Berufsjubiläum an. Weitere Autoren mit interessanten Stichwortideen seien sehr willkommen. Derweil rechnen die Kooperationspartner mit Produktionskosten von schätzungsweise 20.000 Euro. Das Thema Geld sei aber bisher hintenan gestellt worden. "Ein gutes Manuskript findet seine Sponsoren", so Udo Geiseler. Wer sich finanziell beteiligt, werde zudem im Buch genannt. Mehr Informationen dazu gibt es beim Förderverein in der Steinstraße 1. Die Kontaktdaten stehen auf heimatmuseum-rathenow.de.
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