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Nachhaltiges Handeln beginnt am Frühstückstisch

Rathenower Jahngymnasiasten im deutsch-türkischen Workshop zu „Nachhaltigkeit und Umwelt“

Bild: Privat
Rathenower Jahngymnasiasten im deutsch-türkischen Workshop zu „Nachhaltigkeit und Umwelt“ Bild: privat

havelland.lokiweb.de vom 29.01.2014

Mit Glockengeläut aus dem Kloster des sächsischen St. Marienthal wurde die deutsch-türkische Schülergruppe zu ihrem einwöchigen Workshop im Rahmen des Projektes „Umwelt baut Brücken“ im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) begrüßt. In dieser Abgeschiedenheit erlebten Schüler des Jahngymnasiums Rathenow und der Özel Çakabey Anadolu Lisesi Izmir Medien- und Fachseminare zum Thema Nachhaltigkeit. Entgegen aller Erwartungen, die mit einem klösterlichen und ländlichen Fluidum verbunden sind, wurden die Schüler in offenem, modernem Ambiente vom Leiter des IBZ Georg Salditt empfangen.

Den Auftakt gestalteten die Projektteilnehmer mit szenischen und musikalischen Darstellungen, mit denen sie ihre ganz persönlichen Vorstellungen von werterhaltenden Maßnahmen vermittelten. Damit appellierten sie daran, dass jeder sich als Betroffener zum aktiven Mitwirkenden machen solle. Diskussions- und Fragerunden zu Nachhaltigkeitsstrategien motivierten alle Beteiligten zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Fazit der Jugendlichen für ein Erfolg versprechendes Nachhaltigkeitskonzept: die Forderung ökologische, soziale und ökonomische Aspekte gleichermaßen einzubeziehen.

Von einem solchen komplexen Zusammenspiel technischer Lösungen, entschiedenem politischen, wirtschaftlichen und sozialen Handelns konnten sich die Schüler bei der Besichtigung des nahe gelegenen Biomasseheizkraftwerks Ostritz selbst überzeugen. Die „Energie-ökologische Modellstadt Ostritz - St. Marienthal“ beweist, dass Nachhaltigkeit nicht nur reine Theorie ist, sondern auch gelebt werden kann. Die Schülergruppe staunte, dass aus Sonnenenergie, Windkraft, dem Wasser der Neiße und dem Klosterwald St. Marienthal so viel Energie erzeugt wird, um die gesamte Stadt über ein 14 km langes Rohrsystem mit Strom und Wärme zu versorgen. Durch das automatische Verbrennen von naturbelassenen Holzhackschnitzeln wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie die Pflanzen innerhalb ihrer Wachstumszeit gebunden haben. Der bei 600°C verbrannte Rohstoff sorgt für 70°C warmes Wasser in den einzelnen Haushalten. Die Überwachung und Kontrolle des Netzwerkes erfolgt über einen zentralen Computer im Heizkraftwerk. Mit Interesse verfolgten die Schüler am Computer, ob im Kloster gerade umweltschonend geduscht wird.

Nachhaltig zu leben bedeutet nicht nur die Ressourcen bewusst zu nutzen, sondern auch den Menschen für faires Konsumverhalten zu sensibilisieren. Um diesem globalen Konglomerat nachzugehen, begaben sich die Projektteilnehmer auf eine kleine Weltreise in den Weltladen Görlitz: aromatischer Kaffee, leckeren Müsli, pikante Gewürze und schöne Geschenkartikel sind nicht nur Produkte von besonderer Qualität - sie sind zugleich ein kleines Stück Weltpolitik. Denn sie stammen alle aus Fairem Handel. Gemeinsam mit der Diplomsozialpädagogin Frau Kauf konnte spielerisch die Verteilung der Weltbevölkerung auf die einzelnen Kontinente und die ungleiche Verteilung des Welteinkommens veranschaulicht werden. Neugier und Interesse für die Zusammenhänge zwischen lokalen und globalen Entwicklungen wurden geweckt. Im regen Austausch über die Hintergründe fair gehandelter, biologischer und regionaler Lebensmittel erkannten die Teilnehmer, dass die Idee der nachhaltigen Entwicklung und die Sicherung der Lebensgrundlage für künftige Generationen nicht nur etwas für die Weltpolitik ist, sondern auch für den Frühstückstisch.

Der abschließende Medientag stand ganz im Zeichen journalistischer Schulung. Die Projektteilnehmer erhielten von Balaji Mohan, Fachmann zu journalistischen Darstellungsformen, Einblick in die Zunft des Schreibens. Es galt, die Theorie praktisch anzuwenden, indem eine deutsch-türkische Schülergruppe das Geschehen in der Küche des IBZ in einer Reportage festhielt. Andere Projektteilnehmer versuchten sich in der Kunst des Experteninterviews oder des Fotografierens. Mit Ideenreichtum, Engagement und Ausdauer erarbeiteten die angehenden Journalisten zeitungstaugliche Ergebnisse, mit denen sie nachhaltige Ernährung thematisierten.

Der Weg hin zu einer Lebensweise, die unsere Umwelt auch für künftige Generationen lebenswert erhält, ist beschwerlich. Die deutsch-türkische Projektgruppe wird bereits im März ihre bilaterale Partnerschaft am Jahngymnasium Rathenow fortsetzen und diesen Weg weiterhin gemeinsam beschreiten. (Jeannine Seiler, Jahngymnasium RN)

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