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Stendaler Ensemble brachte „Iphigenie auf Tauris“ auf die Bühne
MAZ Havelland vom 04.03.2014
1786 hatte Gothe die Verse „Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern ein einsam Leben führt! Ihm zehrt der Gram das nächste Glück vor seinen Lippen weg.“ zu „Iphigenie auf Tauris“ nach einer Vorlage von Euripides verfasst. Jahrtausende alter Stoff. Im Zeitalter von Hip- Hop-Jargon und „Kanackisch“ wirken Goethes Zeilen nahezu befremdlich. Das Ensemble des Theaters der Altmark (TdA) brachte das Stück nun auf die Bühne für ein junges Publikum.
Rathenow. „Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern ein einsam Leben führt! Ihm zehrt der Gram das nächste Glück vor seinen Lippen weg.“ Berühmte Worte. Worte, die Goethe seiner Iphigenie in den Mund legte. 1786 hatte er die Verse zu „Iphigenie auf Tauris“ nach einer Vorlage von Euripides verfasst. Jahrtausende alter Stoff. Im Zeitalter von Hip- Hop-Jargon und „Kanackisch“ wirken Goethes Zeilen nahezu befremdlich. Niemand spricht heute in einem derartigen Duktus. Umso größer ist die Herausforderung, Goethes Verse so auf die Bühne zu bringen, dass auch ein junges Publikum gefesselt zuschaut. Das Ensemble des Theaters der Altmark (TdA) stellte sich dieser Herausforderung und lud am Dienstagmorgen zur Aufführung ins Kulturzentrum. Schüler des Rathenower Jahngymnasiums und des Marie-Curie-Gymnasiums aus Dallgow-Döberitz nahmen die Einladung an und wurden nicht enttäuscht.
In den Mittelpunkt seiner Inszenierung hatte Alexander Netschajew, Intendant des TdA, den Gewissenskonflikt der Iphigenie gestellt. Die ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrem Bruder Orest und dem Pflichtgefühl gegenüber ihrem Retter, König Thoas. Diesen Konflikt brachte Darstellerin Michaela Maxi Schulz in Mimik, Gestik und Sprache so leidenschaftlich auf die Bühne, dass sich ihre innere Zerrissenheit auch auf das Publikum übertrug. Zudem wurde die Spannung durch live eingespielte Musik getragen. Jakob Brenner am Flügel und Katharina Pschorr an der Violine spielten zwischen den Dialogen das Stück „Fratres“ des zeitgenössischen Komponisten Arvo Pärt und boten damit den Zuschauern einen Klangteppich für ihre Gedanken. Raum für Fantasie ließ auch das schlichte und unaufgeregte Bühnenbild, das im Kontrast zum packenden Spiel der Darsteller stand. Die Folge: Über die gesamte Spielzeit von 90 Minuten war es in den Zuschauerreihen mucksmäuschenstill.
Gänzlich ohne Vorbereitung hatte sich Lehrerin Ute Arndt vom Jahngymnasium mit ihren Schülern des Kurses darstellendes Spiel in die Vorstellung gesetzt. „Entweder es gelingt einem Theater, auch ohne Vorbereitung ein klassisches Stück zu vermitteln, oder ich muss viel nachbereiten“, so die Pädagogin. In diesem Fall war eine Nachbereitung nicht nötig. „Trotz der recht textlastigen Inszenierung, die hohe Aufmerksamkeit verlangte, waren die Schüler begeistert“, so Arndt. Nachdem sie zunächst die angebotene Werkeinführung verfolgt hatten, ließen sie sich vom Spiel der Darsteller fesseln. Besonders die sprachliche Gestaltung und die Entwicklung der Figuren kamen gut an. Im nächsten Jahr wollen sie den Sommernachtstraum aufführen. Diese Inszenierung könnte ihnen als Vorbild dienen.
Von Christin Schmidt
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