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Luisa Breitenstein brachte Deutsche und Kenianer zusammen
MAZ Havelland vom 20.06.2014
In dieser Woche sorgte eine junge Rathenowerin dafür, dass Deutsche und Menschen aus anderen Kulturen, die in Rathenow leben, zusammensitzen, sich austauschen, erzählen wer sie sind, woher sie kommen und was sie bewegt. Luisa Breitenstein wird im nächsten Jahr nach Kenia fliegen für ein Jahr.
Rathenow. Es könnte ganz normal sein: Deutsche und Menschen aus anderen Kulturen, die in Rathenow leben, sitzen zusammen, tauschen sich aus, diskutieren über Politik, erzählen wer sie sind, woher sie kommen und was sie bewegt. Es könnte normal sein, ist es aber nicht. In dieser Woche sorgte eine junge Rathenowerin dafür, dass ein solches Gespräch Realität wurde.
Anlass des Ganzen war das große Abenteuer, auf dass sich Luisa Breitenstein derzeit vorbereitet: Im September wird die 18-jährige Abiturientin nach Kenia fliegen, um dort ein Jahr lang in einer Schule für geistig behinderte Kinder Freiwilligendienst zu leisten. Um von sich, ihrem Projekt und Kenia zu erzählen, hatte die Schülerin in den Theaterkeller des Jahngymnasiums eingeladen. Etwa 30 Freunde, Bekannte, Unterstützer und Interessierte waren der Einladung gefolgt und verbrachten einen entspannten und sehr interessanten Abend miteinander.
Gerade hat Luisa Breitenstein die Abiturprüfungen hinter sich gebracht und absolviert nun die Aufnahmeprüfungen für das Studium, das sie im nächsten Jahr beginnen möchte. „Ich möchte Grundschullehrerin für Deutsch, Mathe und Musik werden“, verriet sie ihren Zuhörern. Die junge Frau erklärte außerdem, warum sie ausgerechnet nach Afrika will, welche Anstrengungen sie dafür auf sich genommen hat, und stellte ihren Einsatzort und ihre Entsendeorganisation vor. Lehrer, Schulleiter, Schüler und sogar der Bürgermeister lauschten gespannt. Im Publikum saßen auch fünf junge Menschen aus Kenia, die die Schülerin im Rathenower Asylbewerberheim kennenlernte und mit denen sie inzwischen einen guten Kontakt pflegt.
„Ich war schon immer sehr von Afrika begeistert“, erzählte Luisa Breitenstein und strahlte dabei übers ganze Gesicht. Die Vorfreude auf das bisher größte Abenteuer ihres Lebens ist der 18-Jährigen deutlich anzusehen. Sie ist fasziniert vom Kontinent Afrika und von der Mentalität seiner Einwohner. Ob sich die Liebe zu diesem Erdteil in den nächsten Monaten verstärkt, hängt auch davon ab, wie wohl sich die junge Frau aus dem Havelland in der Hafenstadt Kisumu am Victoria See fühlt. Rund 322 000 Menschen leben in der Stadt. Die Rathenowerin wird zusammen mit anderen Freiwilligen in einer Wohnung leben und gemeinsam mit einer jungen Frau aus Stuttgart in der Schule helfen. „Mein Aufgabe wird es sein, mich mit den Kindern zu beschäftigen und eigene Projekte auf die Beine zu stellen.“ Ihre Vorgängerin habe zum Beispiel einen Hühnerstall für die Versorgung der Schüler aufgebaut. Luisa Breitenstein würde gern ein Theaterstück mit den Kindern auf die Beine stellen.
Die Zuhörer nutzten die Gelegenheit, der jungen Frau Fragen zu stellen, ganz persönliche, aber auch politische. So dass sich in kurzer Zeit zwischen den Gästen ein offenes Gespräch entwickelte. Die jungen Kenianer erzählten, mit welchen Problemen behinderte Menschen in ihrem Land zu kämpfen haben und wie viel einfacher das Leben hier in Deutschland sei. Nur eines störe ihn, erklärte einer der jungen Männer, der inzwischen sehr gut Deutsch spricht. „Auf der Straße gucken uns die Menschen an. Ihre Blicke sagen, schau mal ein Schwarzer. Aber niemand blickt hinter diese Fassade und fragt, was für ein Mensch bin ich. Sie sehen nur den schwarzen Mann.“ Eine Aussage, die viele zum Nachdenken brachte.
Neben ernsten Themen wurde aber auch viel gelacht. Das Wetter war genauso Thema wie die Frage nach landestypischen Speisen, zu denen vor allem Fisch und Ugali, ein Getreidebrei aus Maismehl, gehört. Luisa Breitenstein wird das Jahr in Afrika gefallen, da waren sich die fünf Gäste aus Kenia einig und auch sie selbst scheint daran nicht zu zweifeln. Im Gegenteil, die junge Abenteuerin kann es kaum erwarten: „Ich möchte jetzt unbedingt los.“
Von Christin Schmidt
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