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Luisa Breitenstein macht nach dem Abitur Freiwilligendienst in Ostafrika
MAZ Havelland vom 21.05.2014
Nach dem Abitur will die 18-jährige Luisa Breitenstein aus Rathenow in den Flieger steigen und der Heimat – erst einmal – den Rücken kehren. Für ihr Auslandsabenteuer hat sich die junge Frau Afrika ausgesucht. „Ich könnte auch nach Frankreich gehen, aber da würde ich vieles kennen“, sagt die Abiturientin.
Rathenow. Nach dem Abitur eine Auszeit im Ausland – das gehört mittlerweile für viele junge Menschen zur Selbstfindung dazu. Ob als Au Pair in Australien oder mit dem Work-and-Travel-Visa durch Kanada, die Welt zu entdecken ist heute so einfach wie nie zuvor. Den Horizont erweitern, andere Kulturen kennen lernen und noch einmal darüber nachdenken, wo die berufliche Reise hingehen soll – all das verbinden die Reiselustigen mit einem Auslandsjahr.
Auch die 18-jährige Luisa Breitenstein aus Rathenow möchte nach dem Abitur in den Flieger steigen und der Heimat – erst einmal – den Rücken kehren. Nicht Richtung Nordamerika, Australien oder Asien. Für ihr Auslandsabenteuer hat sich die junge Frau Afrika ausgesucht. „Ich könnte auch nach Frankreich gehen, aber da würde ich vieles kennen“, sagt die Abiturientin, die von Afrika und besonders von der Mentalität seiner Menschen fasziniert ist. Schon lange hatte sie geplant, nach dem Studium als Lehrerin dort zu arbeiten. Doch dann kam alles anders: Vor vier Jahren sah die Schülerin an Pfingsten ein Chorkonzert im Fernsehen. Mitglieder der neuapostolischen Kirche Südafrika standen auf der Bühne, versprühten Lebensfreude und weckten in der Schülerin, die ebenfalls Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft ist, das Verlangen, das alles hautnah mitzuerleben. „Wer weiß, was in ein paar Jahren ist. Ich gehe gleich nach der Schule nach Afrika“, dachte sich die zierliche junge Frau mit den langen blonden Haaren und dem offenen Lächeln.
Natürlich war es nicht nur dieses Konzert, was den Stein ins Rollen brachte. Luisa Breitenstein ist keine Tagträumerin, sondern eine bodenständige junge Frau, die genau weiß, was sie will. Ihre Cousine hatte 2011 im Rahmen ihres Studiums acht Monate in einer Brustkrebsstation in Ostafrika verbracht und viel von ihren Erlebnissen berichtet. „Sie öffnete mir die Augen, wie hart das Leben dort sein kann“, erzählt Luisa Breitenstein. Schließlich bewarb sie sich im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „Weltwärts“ bei verschiedenen Entsendeorganisationen. Nach einer ausführlichen schriftlichen Bewerbung und zwei intensiven Telefoninterviews wählte der Verein für internationalen und interkulturellen Austausch die Rathenowerin unter 150 Kandidaten aus.
Nach Kenia wird die Reise gehen. Einsatzort ist eine Schule für geistig behinderte Kinder in Kisumu, einer Hafenstadt mit rund 322000 Einwohnern. Dort wird die Rathenowerin mit Kindern spielen, sie beschäftigen, einfach mit anpacken. Erfahrungen in diesem Bereich hat sie bereits gesammelt. Seit drei Jahren gibt sie Nachhilfeunterricht, hat Praktika in der Förderschule Spektrum und beim Verein Lebens-, Alters- und Behindertenhilfe Havelland gemacht. Dennoch ist Luisa Breitenstein bewusst, dass sie in Kisumu vermutlich keine große Hilfe ist. „Es ist vielmehr ein Lerndienst für mich“, so die 18-Jährige. Angst vor dem Abenteuer hat sie nicht, wenngleich sie über manches grübelt. Da gibt es zum Beispiel ihre Scheu vor öffentlichen Verkehrsmitteln. „Das ist eine Sache, an der ich wachsen werde“, ist sie überzeugt. Sie wünscht sich, dass ihr diese Erfahrung hilft, gelassener an Dinge heranzugehen. Vor der fremden Kultur fürchtet sie sich nicht, auch nicht davor, den Lebensstandard zurückzuschrauben.
Bevor Luisa Breitenstein im September in den Flieger nach Kenia steigen kann, hat sie noch einiges zu tun: Abiturprüfungen, Aufnahmeprüfungen fürs Studium, das sie im nächsten Jahr beginnen will um Grundschullehrerin zu werden. Außerdem muss sie für ihr Auslandsjahr einen Vorbereitungskurs besuchen und ein Projekt auf die Beine stellen. Dazu will sie ihren Mitschülern Kenia vorstellen, ihnen vom Nord-Süd-Konflikt berichten und auch Kenianer, die im Asylbewerberheim Rathenow leben, dazu einladen. Geld bekommt Luisa Breitenstein für ihren Freiwilligendienst nicht. Im Gegenteil, der Aufenthalt wird durch Fördermittel und Spenden finanziert. „Das Dienstjahr kostet sehr viel. Flüge, Versicherungen und Seminarkosten werden mitfinanziert“, erklärt die 18-Jährige. Einen Teil soll sie selbst durch Spenden aufbringen, um alle Kosten decken zu können. Wer sie unterstützen möchte, wendet sich an die MAZ, Tel. 03385/529818.
Von Christin Schmidt
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