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So sah Rathenow vor 200 Jahren aus

Schüler bauen Modell der Altstadtinsel

Quelle: B. Geske
Junge Historiker im Kellergeschoss des Jahngymnasiums. Das Modell der Rathenower Altstadtinsel ist fast fertig. Quelle: B. Geske

MAZ vom 24.06.2015

Der Geschichtskurs der 9. Klassen des Rathenower Jahngymnasiums hat ein Modell der Altstadtinsel gebaut. Es zeigt, wie die Optikstadt vor zwei Jahrhunderten ausgesehen hat. Die detailreiche Arbeit soll nun dem Heimatverein übergeben werden.

Rathenow. Kleine Häuser von einer roten Mauer eingeschlossen, außen herum ein Fluss und auf einem Hügel die Kirche. Kenner der Materie sehen sofort, worum es geht: Das ist die Rathenower Altstadtinsel. Im Schwerpunktunterricht Geschichte hat sich eine Schülergruppe des Jahngymnasiums mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Stadt vor 70 Jahren befasst.

„Es sollte um Denkmäler gehen“, erklärt ihr Lehrer Udo Geiseler, „und welchen Einfluss der Krieg auf sie hatte.“ Er hat sich mit dem Projekt erfolgreich beim Schulprogramm „Denkmal aktiv“ der Stiftung Denkmalschutz beworben, auch weil er schon seit Jahren mit der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne kooperiert. Durch die zuerkannten Fördergelder konnte sich die Schülergruppe über ein Budget von 1200 Euro freuen.

Projekte dieser Art müssen dokumentiert werden. Wie Udo Geiseler erzählt, entwickelte sich die Diskussion seiner Schützlinge am Anfang eher zäh, weil diese sich nicht entschließen konnten, was genau sie herstellen wollen. Die Schülerin Charlotte Wilke sei es dann gewesen, die mit Nachdruck forderte, ein Modell zu bauen. „Ich finde das faszinierend“, erklärt sie, „wenn man die Chance bekommt, etwas Historisches so darzustellen, dann ist das einfach schön.“

Man muss dazu wissen, dass Udo Geiseler in den Vorjahren schon zweimal mit Geschichtskursen Modelle gebaut hat: 2007 war es die Brandenburg und 2013 das slawische Heiligtum Rethra. Der Schüler Tim Widiger nahm schließlich das Buch „Die verschwundene Stadt“ des Heimatforschers Wolfram Bleis zur Hand und zog eine Karte der Altstadt aus der Zeit um 1800 dort heraus. Ein anderer Schüler, dessen Vater eine Baufirma hat, informierte sich über geeignete Materialien und los ging’s.

Mittlerweile ist das Modell fast fertig. Viele niedliche Häuschen in Fachwerkoptik zieren die 1,50 mal 1,50 Meter große Platte. Lange Brücke, Jederitzer Tor und Kirche sind schon da. Steinstraße und Jederitzer Straße fallen auf, weil sie damals die einzigen mit Pflastersteinen waren. Mühlendammbrücke und das Altstädtische Rathaus fehlen noch. Anfang Juli soll alles geschafft sein. Das Modell wird beim nächsten Tag der offenen Tür des Gymnasiums im Herbst gezeigt. Anschließend soll es dem Förderverein Heimatmuseum Rathenow übergeben werden, der es in seinen Räumlichkeiten ausstellen will.
Zusätzlich zum Modell fertigen zwei Mädchen eine Dokumentation über dessen Erschaffung an und zwei andere Mädchen schreiben einen Aufsatz für den nächsten Heimatkalender. Lehrer Udo Geiseler betont: Die Schüler hätten alles am Modell selbst gebaut, er habe nichts davon angerührt. Nach seinen wichtigsten Erfahrungen befragt, hat der Schüler Dario Althöfer gesagt: „Mich hat beeindruckt, wie sehr sich Rathenow verändert hat.“ Denn nur noch sehr wenige prägende Gebäude, die damals im Bereich der Altstadtinsel standen, seien heute noch vorhanden: Das Brückenwärterhäuschen an der Jederitzer Brücke etwa, oder die Alte Schmiede am Kino und die Sankt-Marien-Andreas-Kirche.

Als abschließenden Höhepunkt will Lehrer Udo Geiseler seiner Gruppe eine Fahrt mit dem Buga-Skyliner gönnen. Von dort oben, so findet er, werden alle einen ausgezeichneten Blick auf die Altstadtinsel haben.

Von Bernd Geske

Kontextspalte

Die Stadt war größer

Das Modell zeigt die Rathenower Altstadtinsel um 1800. Es handelt sich dabei um den Bereich, der einst von der historischen Stadtmauer sowie von Havel und Stadtkanal umschlossen war.

Die Stadt Rathenow war zu diesem Zeitpunkt aber schon größer. Die barocke Neustadt wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut.

Das Projekt wurde gefördert über das Programm „Denkmal aktiv“ von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.