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Lehrkräftemangel in Brandenburg

Wie man einen Lehrer ins Havelland lockt

Quelle: rbb/Krämer
Bild: Stefan Rohde und Anke Koch vom Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium in Rathenow (Quelle: rbb/Krämer)

RBB vom 03.03.2015

Brandenburg braucht dringend neue Lehrer, denn zahlreiche Lehrer gehen in Pension. Doch geeignete Leute zu finden, ist schwer - besonders außerhalb des Berliner Speckgürtels. Alex Krämer berichtet von einer Schule im Havelland, die sich beim Anwerben ins Zeug legte und Erfolg hatte.

Als Stefan Rohde vergangenes Jahr nach seinem Referendariat in Hessen auf Jobsuche war, konnte er sich aussuchen, wohin er wollte. Aus Hessen gab es Angebote für den 31-jährigen Musiklehrer, aus Nordrhein-Westfalen, aus Niedersachsen. Doch das interessanteste Angebot sei aus Brandenburg gekommen, sagt Rohde.

Und zwar aus Rathenow im Havelland: Seit August arbeitet Rohde hier am Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium. Vor seinem Wechsel hierher hat er sich die brandenburgischen Lehrpläne angeschaut - die fand er gut. Entscheidend für ihn war aber die Schule und was sie sich in seinem Fach vorgenommen hat. So solle ein Musikschwerpunkt aufgebaut werden, auf die Chorarbeit werde großen Wert gelegt und der Musikraum sei toll ausgestattet, erklärt Rohde. Zudem sei er freundlich empfangen worden. "Das ist ein Mix aus ganz vielen Gründen."

Punkten mit einer guten Perspektive

Gründe, aus denen er jetzt hier arbeitet. Anke Koch hat ihren Job offenbar gut gemacht - sie ist die Schulleiterin des Rathenower Gymnasiums. Und sie weiß: Wenn sie Bewerber für ihre Schule gewinnen will, muss sie sich anstrengen - und zwar mehr als ihre Schulleiter-Kollegen in Nauen oder Falkensee.

Denn anders als die kann sie nicht mit Berlin-Nähe werben. "Dann ist es an mir, dem Kollegen zu zeigen, wie seine Perspektive hier an der Schule ist", erklärt die Schulleiterin. "Wenn eine Schule in bestimmten Bereichen gut ausgestattet ist, kann das die Entscheidung beeinflussen."

Lehrermangel vor allem in Mathe und Naturwissenschaften

Stefan Rohde zum Beispiel fand den modernen Musiksaal im Erdgeschoss toll, mit 30 Keyboards, eins für jeden Schüler. Die werden jetzt wieder genutzt. Noch im vergangenen Schuljahr dagegen fiel der Musikunterricht in vielen Klassen monatelang einfach aus, weil der einzige Musiklehrer der Schule zwei Unfälle hatte und sich keine Vertretung fand. Mehr als 300 Schüler bekamen Zeugnisse ohne Note in Musik. So etwas passiert, wenn Fachlehrer knapp sind - und sie werden knapper, sagt Anke Koch. Viele ihrer Kollegen in Mathe und Naturwissenschaften werden demnächst pensioniert.

Und genau da liegt das Problem, sagt die Schulleiterin. "Ich kriege in der Woche mehrere Anfragen und auch Bewerbungen zugeschickt. Aber ich glaube, in den letzten zwei Jahren war keine Mathematik-Physik-Bewerbung dabei."

Die Schule hilft beim Aufbau eines neuen Lebens

Sie wird weiter werben müssen - in Vorstellungsgesprächen geht es bei ihr auch um Dinge, die mit Schule nur indirekt zu tun haben. So könne die Schule etwa helfen, wenn der Partner einen Job suche. "Wir sind hier in so einer kleinen Stadt ziemlich gut vernetzt", sagt Anke Koch.

Helfen könne man auch bei der Wohnungssuche, so Koch: "Da sehen wir uns auch als Hilfe für diejenigen, die hierher kommen wollen, sich hier ein neues Leben aufzubauen." Hilfe bei der Wohnungssuche bieten Berliner Schulleiter wohl eher selten. Stefan Rohde dagegen wohnt heute tatsächlich in einer Wohnung, die ihm seine Chefin vermittelt hat.

Beitrag von Alex Krämer

Die Sendung im Stream auf RBB bis zum 11.03.2015 unter: http://mediathek.rbb-online.de/tv/Brandenburg-aktuell/Roter-Teppich-f%C3%BCr-neue-Lehrer/rbb-Fernsehen/Video?documentId=26846940&topRessort=tv&bcastId=3822126

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