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Landratswahl im Havelland

Was Erstwähler von Politikern wissen wollen

Quelle: Ch. Schmidt
Rund 80 junge Havelländer löcherten die Landratskandidaten am Donnerstag mit Fragen – eine junge Dame kam mit BVB-Schal. Quelle: Ch. Schmidt

MAZ vom 14.04.2016

Am 24. April wird im Havelland ein neuer Landrat gewählt. Wer 16 Jahre alt, darf mitwählen. Und viele Jugendliche haben ein großes Interesse an der Landratswahl. Das zeigt ein Wahl-Podium, zu dem 80 junge Erstwähler kamen. Und die stellten nicht nur viele Fragen, sondern auch Forderungen und Wünsche auf.

Rathenow. Am 24. April treten Roger Lewandowski (CDU) und Martin Gorholt (SPD) zur Stichwahl um den Posten des Landrats an. Im Kampf um Wählerstimmen müssen sie auch um die Gunst der Jugend buhlen, denn in Brandenburg gilt das Wahlrecht ab 16.

Es stellt sich also die Frage: Was wollen die Kandidaten für die Jugend tun? Welche Einstellung haben sie zu Themen wie Schulsozialarbeit, Integration oder Busanbindung auf dem Land? Können Sie sich eine Zusammenarbeit mit Gremien wie dem Kinder- und Jugendparlament vorstellen und würden sie den Bau einer BMX- und Skaterbahn in Rathenow unterstützen? All das und vieles mehr wollten die Schüler wissen am Donnerstag wissen.

Zum jugendpolitischen Forum eingeladen hatten die AG 78 „Kinder- und Jugendarbeit“, ein kreisweites Fachgremium freier und öffentlicher Jugendhilfeträger, sowie das Kinder- und Jugendparlament Rathenow (KiJuPa). Dessen Mitglieder saßen in der ersten Reihe und scheuten nicht davor zurück, auch persönlich Fragen zu stellen: „Wie könnte eine Zusammenarbeit mit dem KiJuPa auf Kreisebene aussehen?“, wollte Maximilian Vogt wissen.

Jugend fordert bessere Busanbindung

Roger Lewandowski könnte sich vorstellen, dass eine kreisweite Jugendvertretung einen Platz im Jugendhilfeausschuss bekommt. „Dazu müsste man zwar die Satzung ändern, aber dafür würde ich mich einsetzen“, versprach er. Auch Martin Gorholt hält einen engen Kontakt zur Jugend für wichtig. Allein die Möglichkeit in die Schulen zu gehen, genüge nicht, deshalb müsste eine landkreisweite Interessenvertretung etabliert werden. Das hiesige KiJuPa könne dafür Vorbild sein.

Ein wichtiges Thema für die Jugend ist die Busanbindung. Fast alle Teilnehmer wünschen sich hier deutliche Verbesserungen. „Einen Plan dafür habe ich nicht, bin aber gern bereit, darüber zu diskutieren und zu schauen, wo es klemmt und was verbessert werden kann“, erklärte Gorholt und fügte hinzu: „Es müssen mehr Busse aus dem Kreishaushalt bezahlt werden. Allerdings können wir es uns auch nicht leisten, dass leere Busse fahren.“

Kontroverse Diskussion zur Schulsozialarbeit

Lewandowski hat schon eine konkrete Idee. Zunächst müssten neue Erhebungen erstellt und der Bedarf ermittelt werden. Im Osthavelland werde das bereits getan. “Dann kann man durch geringfügige Änderungen der Schulanfangszeiten um zehn bis 15 Minuten eine Menge einsparen und so neue Kapazitäten für Busverbindungen schaffen. Einen solchen Vorschlag gab es bereits vor zehn Jahren, allerdings wurde er von allen Rathenower Schulkonferenzen abgelehnt“, erinnerte Lewandowski. Er möchte sich dafür einsetzen einen neuen Versuch zu starten, denn hier gebe es tatsächlich Handlungsbedarf.

Kontrovers diskutiert wurde das Thema Schulsozialarbeit: Während Gorholt den Landkreis in der Pflicht sieht, schiebt Lewandowski diese Aufgabe dem Land zu. Für den CDU-Mann sind Schulsozialarbeiter pädagogisches Personal und damit Aufgabe der Schule. Also sei das Land zuständig. Anders sieht das Martin Gorholt: „Schulsozialarbeit zählt zur Jugendarbeit und diese fällt nun mal in die Zuständigkeit des Kreises.“ Der SPD-Mann möchte deshalb ein eigenes Programm für das Havelland auflegen. „Hier muss der Landkreis mehr Geld in die Hand nehmen.“

Seit Dezember 2011 gilt das Wahlrecht ab 16 Jahren in Brandenburg. Seither können junge Märker auch an Kommunal- und Landtagswahlen teilnehmen. Etwa die Hälfte der Teilnehmer des jugendpolitischen Forums hatte das bereits am vergangenen Sonntag getan. Nach eineinhalb Stunden intensiver Gespräche mit den Kandidaten dürften die Schüler für die Entscheidung am 24. April nun gut vorbereitet sein.

Von Christin Schmidt

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