Inhalt

Arbeitsgruppe wirkt

Havelland-Projekt zum Reformationsjubiläum

Quelle: Joachim Wilisch
Burkhard Berg präsentiert das Plakat zur Projektreihe. Quelle: Joachim Wilisch

MAZ vom 18.03.2016

Martin Luther war nie im Landkreis Havelland. Trotzdem bereitet eine Arbeitsgruppe eine Projektreihe vor, mit der Martin Luther, die Reformation und die Kirche in die heutige Zerit hineinprojiziert werden. Höhepunkt sind ein Musical der Musik- und Kunstschule sowie Vorträge und natürlich ein feierlicher Auftakt schon in diesem Jahr – am Reformationstag.

Havelland. Martin Luther hat nie im Havelland gepredigt oder gesprochen. Im Jahr 2017 ist es 500 Jahre her, dass Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskapelle zu Wittenberg schlug. Dieses Ereignis gilt als Beginn der Reformation. Die Einflüsse der reformatorischen Bewegung reichen bis in die Gegenwart. Der Landkreis Havelland hat zu diesem Ereignis eine Vielzahl von Veranstaltungen gemeinsam mit Schulen, mit Musik und Kunst, mit Ausstellungen und Gesprächsforen über einen Zeitraum vom einem Jahr geplant. So geht es in der Auftaktveranstaltung in Schloss Ribbeck 365 Tage vor dem großen Ereignis zum einen um Erinnerung und um die künstlerisch umgesetzte Bedeutung der Reformation.

Arbeitsgruppe bereitet Projektreihe vor

Die Reformation wollte die Menschen zu neuem Selbstbewusstsein führen. „Die Menschen sollten zum Denken angeregt werden“, sagt Pfarrer im Ruhestand Burkhard Berg. Früher predigte er in Falkensee, jetzt lebt er in Rathenow. Zusammen mit einer Arbeitsgruppe bereitet er eine Projektreihe vor, mit der das Reformationsjubiläum im Landkreis Havelland erlebbar gemacht werden soll. Der Fokus liegt dabei auch auf Jugendlichen.

Rückbesinnung auf die Wurzeln

Burkhard Berg ist der festen Überzeugung, dass die Rückbesinnung auf diese Wurzeln auch im Zeitalter der Globalisierung und der Flüchtlingsströme helfen kann, wieder Maß und Mitte zu finden. Luther und die Reformation seien eine gute Gelegenheit, Jugendliche dazu zum eigenen Denken zu bringen. „Das ist die beste Medizin gegen dumpfe Parolen, die wir gerade zurzeit immer wieder hören", sagt Berg.

Mit einem Festgottesdienst beginnt in diesem Jahr am 31. Oktober das Reformationsprojekt. Treffpunkt ist die Kirche in Ribbeck. Anschließend folgt ein offizieller Auftakt in Schloss Ribbeck. Dem schließen sich viele Angebote an. „Wir haben bisher gute Arbeitsergebnisse“, sagt Landrat Burkhard Schröder. Er hat die Schirmherrschaft übernommen. Doch der Landkreis hilft auch finanziell. Nicht direkt über den Etat aber über seine Kulturstiftung und über die Kulturstiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.

Luther-Musical ist der Höhepunkt

Ein Höhepunkt dürfte das Luther-Musical werden, welches die Musik- und Kunstschule Havelland einstudieren lässt. Es ist nicht das erste Mal, dass havelländische Musikschüler eine Eigenproduktion auf die Bühne bringen, In den vergangenen Jahren haben sich die jungen Sänger und Tänzer tolle Achtungserfolge erarbeitet. Nun also Luther und die Reformation. Es gibt noch mehr Musik. Ein großes Konzert mit Instrumentalisten und Chören wird auch vorbereitet.

Interessant dürfte ein Vortrag an der Volkshochschule werden. „Abendland für Anfänger“ ist der Titel einer Reihe mit verschiedenen Vorträgen. Und an den weiterführenden Schulen im Kreis befassen sich Schüler mit dem Thema. Udo Geiseler, Geschichtslehrer am Jahngymnasium in Rathenow ist schon mittendrin.

Luthers Gedanken müssen in die Fläche

Überhaupt ist die gesamte Arbeitsgruppe mit Feuer und Flamme dabei. Landrat Burkhard Schröder findet die Idee deshalb gut, „weil wir auf diese Weise das Reformationsjubiläum hinaus in die Fläche tragen“. In den großen Städten sei es selbstverständlich, dass dieses Ereignis im kommenden Jahr eine Rolle spiele. Es werde zehn bis zwölf verschiedene Veranstaltung im kommenden Jahr im Havelland geben.

Logo, Fahne und Tintenklecks

Es gibt bereits eine Fahne, einen Programmentwurf und ein Logo. Das Logo ist der berühmte Tintenklecks, der entstanden sein soll, als Luther das Tintenfass wegschleuderte. Dem Teufel entgegen, wie es heißt. Und Burkhard Berg stellt klar: „Natürlich ist Luther nicht dem Teufel begegnet. Das ist eine Metapher.“ Aber die Schrift auf dem Logo entspricht der originalen Lutherschrift. Zusammen mit dem Hinweis „Sola Scriptura“ - „Nur das Wort“.

Wort und Musik – beides wird im Havelland das Reformationsjahr prägen.

Von Joachim Wilisch

Kontextspalte

Der Bibelübersetzer

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren, er starb am 18. Februar 1546, ebenfalls in Eisleben.

Er war der theologische Urheber der Reformation. Als zu den Augustiner-Eremiten gehörender Theologieprofessor entdeckte er Gottes Gnadenzusage im Neuen Testament wieder und orientierte sich fortan ausschließlich an Jesus Christus als dem „fleischgewordenen Wort Gottes“. Nach diesem Maßstab wollte er Fehlentwicklungen der Christentumsgeschichte und in der Kirche seiner Zeit überwinden.

Seine Predigten und Schriften und seine Bibelübersetzung veränderten die von der römisch-katholischen Kirche dominierte Gesellschaft. Es kam zur Kirchenspaltung und es entstanden evangelisch-lutherische Kirchen und der Protestantismus.