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Zwei Eichen auf dem Sportplatz nachgepflanzt

Veranstaltung auf dem Sportplatz der Jahnschulen im Rahmen der 800-Jahr-Feier von Rathenow

Quelle: Markus Kniebeler
Auf dem Sportplatz von Jahngrundschule und Jahngymnasium sind zwei Eichen gepflanzt worden. Quelle: Bernd Geske

MAZ vom 9.9.2016

Auf dem Sportplatz der beiden Rathenower Jahnschulen am Friedrich-Ebert-Ring sind am Freitag zwei Eichen gepflanzt worden. Sie sollen die einst elf Jahrtausendeichen auf dem Alten Turnplatz wieder vervollständigen, von denen zwei verloren gegangen waren. Es war eine Veranstaltung im Rahmen der 800-Jahr-Feier von Rathenow.

Rathenow. Drei weithin tönende Böllerschüsse aus einer kleinen Kanone kündigten am Freitag ein „Jahrtausendereignis“ auf dem Sportplatz der beiden Jahnschulen am Friedrich-Ebert-Ring an. Das Treffen der in Österreich ansässigen Vereinigung der Traditionsverbände Mitteleuropas, das anlässlich der 800-Jahr-Feier Rathenows hierher verlegt wurde, war genau der richtige Rahmen für einen Akt der westhavelländischen Traditionspflege. Gemeinsam mit Camilla von Habsburg-Lothringen, der Schirmherrin des Treffens, pflanzten diverse Beteiligte auf dem Sportplatz der Jahnschulen zwei Eichen ein.

Bürgermeister Ronald Seeger (CDU) bezeichnete das als einen „tollen Akt“. Er übernahm es, den Hintergrund der Handlung zu erklären, was er wohl vor allem wegen der vollständig erschienenen Kinder der Jahngrundschule tat. Auf dem Alten Turnplatz, der heute ein Teilbereich des Schulsportplatzes ist, wurden 1843 elf Eichen gepflanzt, um an das tausendjährige Bestehen des deutschen Reiches zu erinnern, teilte der Bürgermeister mit. Die damaligen Akteure hätten sich auf das Jahr 843 bezogen, als die drei Enkel Karls des Großen dessen großes Frankenreich unter sich aufteilten. Dabei habe Ludwig der Deutsche in etwa das Land bekommen, das später Deutschland werden sollte.

Zehn Eichen im Kreis gepflanzt und die elfte in der Mitte

Zehn Eichen, eine für jedes Jahrhundert, wurden damals nahe des heutigen Friedrich-Ebert-Rings im Kreis gepflanzt. Die elfte Eiche, für das 11. Jahrhundert, bekam ihren Platz in der Mitte. Neun von diesen elf Jahrtausendeichen gibt es heute noch, sie sind als Naturdenkmal gekennzeichnet und eingetragen. Zwei sind verloren gegangen. Eben diese beiden sind nunmehr nachgepflanzt worden. Aus unterschiedlichen Gründen ist aber keine „Lückenbepflanzung“ im Jahrtausendring vorgenommen worden, die beiden jungen Bäume bekamen ihre Standorte an sinnvoll gewählten neuen Stellen auf dem Sportplatzgelände. Die Kinder der Jahngrundschule umrahmten den etwas steifen traditionellen Akt mit einem flotten Kulturprogramm. Sie sangen Lieder, zeigten eine Bänderübung und hopsten rhythmisch zur Musik. Nach der Pflanzung ehrten sie das Ereignis mit Sport – passend zum Stadtjubiläum gab es einen 800-Meter-Lauf.

Hans-Jürgen Czeszak, Chef der Traditionsabteilung der Rathenower Schützengilde von 1830, sprach über die militärischen Traditionen der Stadt. Gekleidet in eine selbstgenähte Husarenuniform, erinnerte er die Jahnschüler zunächst daran, dass Friedrich Ludwig Jahn einst das Turnen „erfunden“ hatte. In Rathenow habe es einst Husaren mit vielen Pferden gegeben. Es sei falsch, betonte er, dass die optische Industrie der Schwerpunkt in Rathenow war. Das Militär sei lange Zeit der Geldgeber für die Stadt gewesen.

Böllerschüsse von der K.u.K. Tiroler und Vorarlberger Gebirgsartillerie

Den nötigen historischen Rahmen gab der Veranstaltung eine Einheit eines Traditionsverbandes aus Österreich. In Feldgrau angerückt war die 1. Batterie der K.u.K. Tiroler und Vorarlberger Gebirgsartillerie Kaiser Nr. 14. K.u.K. bedeutet Kaiserlich und Königlich. Zum Böllerschießen mitgebracht hatte sie eine Kanone, die einem Gebirgsgeschütz aus dem Ersten Weltkrieg nachempfunden ist. Laufdurchmesser: 4,2 Zentimeter. Mit dieser Kanone, die von hinten geladen wird, kann man durchaus richtig schießen. Für die Böller in Rathenow sind die Geschosshülsen aber nur mit Pulver und Papier gefüllt worden. Dieses Geschütz erlaubt eine deutlich schnellere Schussfolge als eine Vorderlader-Kanone von 1867, die die Tiroler auch noch mitgebracht haben. Das gute Stück soll erst abgefeuert werden, wenn sich die Österreicher am Sonntag auf dem Schützengelände an der Bammer Landstraße aus Rathenow wieder verabschieden.

Von Bernd Geske

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