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Über die Reformation im Land Brandenburg

Quelle: Simone Weber
Dr. Andreas Stegmann wollte Pfarrer werden und studierte Evangelische Theologie. Seit 2004 ist der Privatdozent wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Quelle: Simone Weber

Brawo vom 15.04.2017

Rathenow (MOZ) "Nach der erfolgreichen Reihe 8 aus 800 mit Fachvorträgen zur Geschichte unserer Stadt zum 800-jährigen Stadtjubiläum wollten wir uns als Schule auch zu den Veranstaltungen des Landkreises zum Reformationsjubiläum einbringen. So bieten wir vier Vorträge mit Historikern an, die das Thema Reformation in der Mark Brandenburg aus gesellschaftlich- und kirchlich-historischer Sicht beleuchten", begrüßte Schulleiterin Anke Koch kürzlich die Zuhörer im Theaterkeller des Jahn-Gymnasiums.

Im ersten Teil seines Vortrags "Die Einführung und Durchsetzung der Reformation in der Mark Brandenburg - Vom Ablassstreit bis zur lutherischen Landeskirche" erklärte Historiker Andreas Stegmann den Zuhörern die Glaubenswelt im Mittelalter mit der Angst der Menschen vor dem Fegefeuer, dass die Toten von ihren Sünden reinigen sollte, um doch noch in den Himmel zu kommen.

"Mit ihrem Herrschaftsstreben sind die katholischen Hohenzollern in der Mark mit schuld an der Reformation, die zur Abspaltung der Protestanten von der römisch-katholischen Kirche führte. Kurfürst Joachim I. und sein Bruder Albrecht übernahmen nach dem Tod ihres Vaters Johann Cicero 1499 gemeinsam die Regentschaft in Brandenburg. Als der noch junge Albrecht 1513 zum Erzbischof von Magdeburg und ein Jahr später zusätzlich zum Erzbischof von Mainz ernannt wurde, widersprach dies dem kirchlichen Recht", so Stegmann. "Nach Verhandlungen in Rom und der Einigung mit dem Papst zur Zahlung einer Gebühr, des Dispens führte Albrecht in seinen Kirchenprovinzen den Ablasshandel ein, um seine für den Dispens gemachten Schulden tilgen zu können. Der grassierende Ablasshandel stieß auf viel Kritik. Einer der Kritiker war der Augustinermönch Martin Luther, der 1517 mit seinen 95 Thesen und seinen späteren Schriften die Prozesse der Reformation einleitete."

"Nachdem der, durch seine Mutter, die dänische Prinzessin Elisabeth, evangelisch geprägte Joachim II. nach dem Tod seines Vaters 1535 die Regentschaft übernahm, führte er am 1. November 1539, mit der Feier des Abendmahls, auch nach reformatorischen Ritus, in der Spandauer Nikolaikirche die Reformation in der Mark offiziell ein", ging Stegmann im zweiten Teil seines Vortrags auf die Prozesse der Reformation in Brandenburg ein. "Schon in den Jahren zuvor war die Bürgerschaft in verschiedenen Städten, wie auch Spandau, den reformatorischen Schriften Luthers gegenüber aufgeschlossen."

"Der Vortrag war toll. Verständlich für Jedermann", war Schulleiterin Koch nach der einstündigen Veranstaltung begeistert. "Anschaulicher kann man diese mittelalterliche Frömmigkeitsstruktur mit der großen Angst der Menschen vor dem Fegefeuer und mit dem Ablasshandel nicht darstellen", lobte zudem Pfarrer Burkhard Berg i.R., Leiter der Arbeitsgemeinschaft "Reformation im Havelland".

Die weiteren Vorträge im Rathenower Jahn-Gymnasium beginnen jeweils um 18.00 Uhr und finden im Mai, Juni und September statt: Am Dienstag, 9. Mai, spricht Prof. Dr. Klaus Neitmann zum Thema "Vom ein- zum mehrkonfessionellen Landesstaat". Die Reformation in den havelländischen Städten beleuchtet am 13. Juni Felix Engel, und Dr. Harald Potempa widmet sich abschließend am 8. September der Bedeutung der Reformation für das Militär.

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