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MAZ vom 17.05.2017
Der Pakistani Adnan Khan bringt jungen Rathenowern sein Heimatland und seine Kultur näher. Beim gemeinsamen Kochen erfahren die Jungen und Mädchen nicht nur viel über das Leben in Pakistan. Adnan Khan erklärt ihnen, warum er seine Heimat verlassen hat.
Rathenow. Für die Schüler der Klasse 7L des Rathenower Jahngymnasiums ist es selbstverständlich, jeden Tag zur Schule zu gehen, sich mit Mathematik, Geschichte und all den anderen Fächern zu beschäftigen. Wer Lust hat, spielt Theater oder unterstützt das Volleyballteam.
Ob sie in ihrer Schule sicher sind, darüber denken die Mädchen und Jungen nicht nach, es ist eine Selbstverständlichkeit. Zumindest war es das bisher. Ihr Blick auf die Welt dürfte sich in den nächsten Wochen verändern, denn die Schüler lernen gerade im Rahmen eines besonderen Projekts ein Land kennen, in dem Freiheit, Sicherheit und Frieden nicht selbstverständlich sind.
Nicht aus dem Lehrbuch, sondern aus erster Hand, durch Begegnungen und Gespräche lernen sie Pakistan kennen. Die Idee dazu hatte Adnan Khan. Der 31-jährige Pakistani kam Ende 2015 nach Deutschland und ist mittlerweile ein bekanntes Gesicht in Rathenow.
Die Küche als interkulturelle Begegnungsstätte
Adnan Khan arbeitet ehrenamtlich als Übersetzer, ist als Servicekraft im Alten Hafen angestellt und wurde 2016 für seine Verdienste für die Integration von Flüchtlingen mit dem Ehrenamtspreis der Stadt ausgezeichnet.
Anfang des Jahres wandte er sich an die Verwaltung mit der Bitte, Kindern und Jugendlichen aus Rathenow im Rahmen eines Projekts von seiner Heimat erzählen und ihnen seine Kultur näherbringen zu dürfen und ihnen dabei auch zu erklären, warum er sein Land verlassen hat. Bei Katrin Rentmeister, zuständig für den Bereich Kultur, Jugend und Sport, stieß er auf offene Ohren. Sie nahm Kontakt zu Ute Arndt, Lehrerin am Jahngymnasium, auf. „Meine Schüler waren sofort von der Idee begeistert“, so Arndt.
Zentrales Thema sollte das gemeinsame Kochen landestypischer Speisen sein. Zum einen, weil Adnan Khan ein begeisterter Koch ist, zum anderen, weil die Schüler den jungen Mann aus Pakistan so in ungezwungener Atmosphäre kennenlernen und ihm Fragen stellen können. Die große Küche im Freizeithaus Mühle ist nun drei Wochen lang eine interkulturelle Begegnungsstätte. Auch das Jugendhaus Oase unterstützt das Projekt, das von der Partnerschaft für Demokratie Westhavelland und Nauen finanziert wird. Zweimal hat Adnan Khan bereits mit und für die Jungen und Mädchen gekocht. Von Berührungsängsten keine Spur. Im Gegenteil, das Ganze kommt so gut an, dass inzwischen sogar eingefleischte Mühlen-Besucher anderer Schulen sich einbringen.
Das Projekt endet am 18. Juni mit einem Fest
Adnan ist sichtlich begeistert: „Ich hatte erst Angst, weil ich unsicher war, wie ich mit den Schülern reden soll, aber das war gar nicht nötig. Sie sind sehr freundlich und machen begeistert mit.“ Er zeigt den Schülern aber nicht nur, wie man pakistanische Speisen zubereitet, er erzählt ihnen unter anderem auch von den Terroranschlägen der Taliban, die sein Land erschüttern.
Ein Thema, das Ute Arndt mit ihren Schützlinge behutsam bespricht. Sie erzählte ihnen vom Anschlag in Peschawar, bei dem 148 Menschen ums Leben kamen, darunter viele Kinder. „Sie waren erschüttert, es hat ihnen regelrecht die Sprache verschlagen“, erzählt Ute Arndt. In den nächsten Wochen wird sie das Thema mit ihren Schülern in einem Theaterstück verarbeiten, das am 18. Juni im großen Saal der Mühle öffentlich aufgeführt wird.
An diesem Tag soll das Projekt mit einem kulturellen und kulinarischen Fest für alle interessierten Bürger vorerst enden.
Von Christin Schmidt
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