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MAZ vom 23.06.2017
Das Kinder- und Jugendparlament hat im Rathenower Kulturzentrum ein Wahlspiel für Schüler veranstaltet. Sechs Politiker stellten sich den Fragen von mehr als 50 Erstwählern. Dabei konnten die Politiker nicht nur glänzen. Für einige gab es auch peinliche Momente.
Rathenow. In genau drei Monaten wird der Deutsche Bundestag neu gewählt. Viele junge Rathenower haben dann erstmals die Chance, mit ihrer Stimme die politische Zukunft des Landes mitzugestalten. Doch welche Partei sollen sie wählen? Wer vertritt die Interessen der Jugend? Was steht in den umfassenden Programmen der Parteien? Und wer steht eigentlich am 24. September zur Wahl?
Antworten auf diese Fragen lieferten die Mitglieder des Rathenower Kinder- und Jugendparlaments (KiJuPa). Sie erarbeiteten in den letzten Monaten ein Wahlspiel, zu dem sie am Freitagvormittag rund 50 Schüler des Jahngymnasiums und der Bürgelschule ins Kulturzentrums eingeladen hatten.
Dabei bekamen die Erstwähler die einmalige Gelegenheit, Politiker im persönlichen Gespräch kennenzulernen und ihnen Fragen zu stellen. Ausgedacht hatten sich das Wahlspiel die derzeit fünf Mitglieder des KiJuPa. Bei der Umsetzung half ihnen Rathenows Jugendkoordinator Tilo Windt. Finanzielle Unterstützung gab es vom Kinderhilfswerk Deutschland und der Partnerschaft für Demokratie Westhavelland und Nauen.
Nicht jeder Politiker kennt das eigene Wahlprogramm
„Wir haben uns entschlossen jeweils einen Vertreter der Parteien einzuladen, die eine realistische Chance haben, in den Bundestag einzuziehen“, erklärte der KiJuPa-Vorsitzende Maximilian Vogt während die Schüler in kleinen Gruppen je einen Politiker befragten. Neben Klaus Riedelsdorf von der AfD stellten sich Dietlind Tiemann (CDU), Eric Vohn (FDP), Martin Wandrey (Grüne), Isabelle Vandré (Die Linke) und Felix Menzel (SPD) der Diskussion.
Anschließend konfrontierten die KiJuPa-Mitglieder Frederike Timme und Julia Braunschweig die politischen Gäste mit kurzen Auszügen aus den verschiedenen Wahlprogrammen. Aufgabe der Politiker war es, die Inhalte den Parteien zu zuordnen. Dabei wurde deutlich, nicht jeder kennt das Programm seiner Partei genau.
Gelegenheit für Statements und Stellungnahmen gab es natürlich auch. Aber anders als in Talkshows und bei öffentlichen Auftritten konnten die Politiker beim Wahlspiel ihr Publikum nicht mit ausschweifenden Kommentaren und einstudierten Wahlbotschaften einlullen. Die Moderatorinnen Frederike und Julia hatten die Zeit genau im Blick und zeigten jedem, der überzog, rigoros die rote Karte.
Bildungspolitik, Ausweisungsrecht, Strafmündigkeitsalter, Mobilität, Chancengleichheit und Gleichberechtigung – die Themen der Veranstaltung waren vielfältig und gaben dem jungen Publikum die Chance, sich umfassend zu informieren. „Unser Ziel ist es, dass sich die Jugendlichen zum einen näher mit den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien befassen und nicht nur den Inhalten der Medien und Sozialen Netzwerke Glauben schenken“, erklärte Frederike Timme. „Und natürlich wollen wir sie motivieren, im September selbst zu wählen“, ergänzte Julia Braunschweig.
„Das Wahlalter 16 ist gerechtfertigt“
Das Konzept kam bei den Lehrerinnen Gudrun Zick und Martina Bohnstedt, die die Veranstaltung mit Interesse verfolgten, sehr gut an. Sie lobten zum einen die schulübergreifende Zusammenarbeit, aber auch die Möglichkeit mit Politikern in kleinen Gruppen direkt ins Gespräch zu kommen. Thomas Weidlich vom Mobilen Beratungsteam des Brandenburgischen Instituts für Gemeinwesenberatung Demos freute das Engagement der Teilnehmer: „Viele Schüler sind sehr gut informiert und anspruchsvoll. In den Gesprächsrunden offenbarte sich ihre politische Mündigkeit. Das Wahlalter 16 ist gerechtfertigt.“
Natürlich gehörte zum Spiel auch eine Wahl. Die Schüler durften zu Beginn und noch einmal am Ende ihre Stimme abgeben. Dabei wurde deutlich, dass sich einige Schüler im Laufe des Spiels umentschieden hatten. Das Ergebnis unterschied sich aber nicht all zu sehr von den aktuellen Prognosen. Und wie hat den Erstwählern der politische Ausflug gefallen? „Das war auf jeden Fall spannender als der übliche Politikunterricht“, so ein Kommentar. Eine Schülerin bemerkte: „Vorher stand ich den meisten Parteien eher verschlossen gegenüber, das hat sich nun geändert“.
Von Christin Schmidt
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